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Am Kleinen Nesthorn hat sich ein Felssturz gelöst und donnert über den verschneiten Hang talwärts
Blatten im Lötschental: Nach einem Felssturz mussten 300 Einwohner evakuiert werden.
Blatten im Lötschental: Nach einem Felssturz mussten 300 Einwohner evakuiert werden.
PETER KLAUNZER / Keystone / picturedesk.com

Blatten: Dorf in Lötschental nach Felssturz evakuiert

20.05.2025 um 08:08, Stefanie Hermann
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Im Walliser Lötschental ist das Dorf Blatten wegen akuter Felssturzgefahr evakuiert worden. Ein Teil des Kleinen Nesthorns ist bereits abgebrochen.

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Im Walliser Lötschental ist das Bergdorf Blatten VS vollständig evakuiert worden. Grund dafür ist die massive Felssturzgefahr am Kleinen Nesthorn, einem vorgelagerten Gipfel des Bietschhorns. Die Behörden hatten am 19. Mai 2025 umgehend reagiert, als sich Anzeichen eines großen Bergsturzes mehrten. Rund 300 Einwohner mussten ihre Häuser verlassen. Ihnen blieben gerade einmal 15 Minuten zum Packen.

Berg in Bewegung

Die Situation hatte sich über Tage hinweg zugespitzt. Bereits in der Woche vor der Evakuierung wurde eine erhöhte Gesteinsbewegung am Ostgrat des Kleinen Nesthorns registriert. Am Montagabend, 19. Mai, ist es schließlich zum bislang größten Abbruch gekommen: Zwischen 17:00 und 18:00 Uhr haben sich 150.000 bis 200.000 Kubikmeter Gestein gelöst. Das Geröll donnerte über den Birchgletscher talwärts, riss Gletschermaterial mit und stoppte rund 500 Meter oberhalb von Blatten.

GPS-Messungen zeigen dramatische Veränderungen: Der Berg hatte sich horizontal um acht Meter und vertikal um über 17 Meter verschoben. Die Gefahr eines weiteren, massiven Felssturzes ist noch nicht gebannt. Weitere fünf Millionen Kubikmeter Gestein drohen abzugehen.

Evakuierung im Eiltempo

Die Behörden haben gestern die vollständige Räumung von Blatten veranlasst. Die Evakuierung verlief ruhig, teilte der Regionale Führungsstab mit, so dramatisch die Umstände auch waren. Anwohner schildern, gerade einmal 15 Minuten Zeit zum Packen gehabt zu haben. 

Gruppenunterkünfte seien laut Behörden nicht nötig gewesen, alle Betroffenen konnten privat oder in leerstehenden Ferienwohnungen untergebracht werden. Nutztiere, darunter ein ganzer Konvoi Kühe, wurden in die benachbarte Gemeinde Wiler gebracht.

Banges Warten auf den „großen Knall“

In der heutigen Nacht auf den 20. Mai ist es ruhig geblieben. „Der große Knall ist nicht gekommen“, sagte Jonas Jeitziner vom Gemeindeführungsstab. Große Abbrüche sind ausgeblieben, das Rumoren des Berges sei aber durchgehend hörbar gewesen. 

Gehofft wird jetzt auf weitere kleine Abbrüche. Sie würden das Risiko eines plötzlichen, katastrophalen Bergsturzes verringern. Experten gehen davon aus, dass sich in den nächsten Stunden oder Tagen weitere Teile lösen könnten. Derzeit wird die Situation per Helikopterflug und weiteren Messungen überwacht.

Rückkehr ungewiss

"Jeder Abbruch, der sich in kleinen Dosen ins Tal bewegt, ist eine gute Nachricht“, sagte Gemeindepräsident Matthias Bellwald. Ob und wann die Bewohner nach Blatten zurückkehren können, ist aktuell noch offen.

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