Direkt zum Inhalt
Elisabeth Ponocny-Seliger (Psychologin), Stefanie Christina Huber (Vorstandsvorsitzende der Sparkasse OÖ), Valentina Forster (Spezialistin Veranlagung & Vorsorge, Sparkasse OÖ)
Elisabeth Ponocny-Seliger (Psychologin), Stefanie Christina Huber (Vorstandsvorsitzende der Sparkasse OÖ), Valentina Forster (Veranlagung & Vorsorge)
Elisabeth Ponocny-Seliger (Psychologin), Stefanie Christina Huber (Vorstandsvorsitzende der Sparkasse OÖ), Valentina Forster (Veranlagung & Vorsorge)
Sparkasse OÖ

MLMs und Pyramidenspiele zocken Jugendliche ab

30.08.2023 um 12:53, Michael Schwarz
min read
Social Media gibt Multi-Level-Marketing, Pyramidenspielen und anderen Abzocken Aufwind. Vor allem Junge sind dabei das Ziel räuberischer Geschäftspraktiken.

Jeder junge Mensch träumt davon: Ein Leben am Strand einer Südseeinsel, umgeben von attraktiven Menschen und ein passives Einkommen, das monatlich im fünfstelligen Bereich liegt. Zumindest suggerieren das zahlreiche Videos von jungen Finanzgurus, die auf Social Media Kanälen herumgeistern. Nachdem sie mit dem Luxus prahlen, in dem sie angeblich leben, versprechen sie, dass man durch ihre Hilfe ebenfalls reich werden kann - ohne zu arbeiten. "Geld ist ohne Leistung aber nicht erreichbar", sagt Stefanie Christina Huber, Vorstandsvorsitzende der Sparkasse OÖ.

Zahlreiche Betrugsmaschen

Die Geschäftsmodelle, mit denen gelockt wird, sind dabei vielfältig. Pyramiden- und Schneeballsysteme benötigen immer mehr Teilnehmer. Dabei zahlt man eine Gebühr. Anschließend ist man gezwungen neue zahlende Teilnehmer anzuwerben, um nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben. Gewinner sind dabei die Personen am Spitze der Pyramide. "Get-rich-quick"-Videos sieht man heutzutage häufig auf TikTok, Instagram oder Youtube. Die "Coaches" versprechen exklusives Know-How, mit dem man ohne Anstrengung reich wird. Statt dem ersehnten Reichtum, bleibt man eher auf hohen Kosten für Kurse oder Videos sitzen. Auch die Kryptoszene ist unterwandert von Betrügern, die das schnelle Geld versprechen. Was viele dieser Betrugsmaschen verbindet, ist das Gefühl, dass Jugendlichen vermittelt werden soll. Sie sollen sich als Teil eines größeren Ganzen fühlen. Und darüber hinaus vermitteln sie den Eindruck, dass die Mitglieder dieser Gruppe Wissen besitzen, das sonst niemand hat.

Stefanie Christina Huber (Vorstandsvorsitzende der Sparkasse OÖ), Elisabeth Ponocny-Seliger (Psychologin)
Stefanie Christina Huber (Vorstandsvorsitzende der Sparkasse OÖ), Elisabeth Ponocny-Seliger (Psychologin)

Beeinflussbare Jugend als Opfer

Jugendliche werden häufig als Opfer ausgewählt, da sie durch Social-Media-Posts unrealistische Vorstellungen ihrer Zukunft entwickeln. Auch der Freundeskreis spielt hier eine große Rolle. Der soziale Druck führt bei manchen zum Mitmachen, obwohl sie eigentlich Zweifel hätten. Es macht einen Unterschied, ob ein Freund oder ein Fremder für zwielichtige Geschäftsmodelle wirbt. Opfer werden leider auch häufig zu Tätern, da sie versuchen, durch Anwerben ihren Verlust unter Freunden aufzuteilen. Die meisten jungen Menschen verschulden sich nicht, aber verlieren dadurch ihr mühsam Erspartes. Die Folgen können aber durchaus auch dramatisch sein, wie die Psychologin Elisabeth Ponocny-Seliger erzählt. Jugendliche brechen im schlimmsten Fall ihre Ausbildungen ab und entfernen sich von ihrem Freundeskreis. Dadurch werden sie von Gleichaltrigen, die vielleicht kritischer sind, isoliert.

Sensibilisieren

Valentina Forster, Spezialistin Veranlagung und Vorsorge der Sparkasse OÖ, hat den Selbstversuch gewagt. Sie hat einschlägige Social-Media-Seiten frequentiert. In kürzester Zeit erhielt sie zahlreiche Nachrichten, die ihr das schnelle, einfach verdiente Geld versprachen. Laut Huber wird das Problem größer. Die Kundenbetreuer berichten von einem Anstieg an Fällen und die Zahl der auffälligen Zahlungen hat ebenfalls zugenommen. Sensibilisierung ist Huber ein großes Anliegen, damit sich junge Menschen selbst vor Betrugsmaschen schützen können. Die Tipps der Sparkasse sind, gründlich zu recherchieren, Zweifel und Bedenken mit dem Umfeld zu teilen und auf das Bauchgefühl zu vertrauen, wenn etwas falsch erscheint. Darüber hinaus meldet die Sparkasse bekannte Betrugsfälle an die Website "Watchlist Internet". Diese kann von jedem besucht werden, wenn Unsicherheiten bezüglich der Seriosität eines Geschäftsmodells besteht. Wenn man Opfer einer Abzocke wurde, kann man sich an den Betreuer in der Bank wenden. Sie werden bei dem weiteren Vorgehen behilflich sein.

more