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Mitarbeiter finden über eine Brücke zueinander
Seit 2016 lebt die gebürtige Deutsche Daniela Rebholz in Gmunden und bietet ihre Coachings auch in Österreich an.
Seit 2016 lebt die gebürtige Deutsche Daniela Rebholz in Gmunden und bietet ihre Coachings auch in Österreich an.
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Mitgefühl als Erfolgsfaktor

02.04.2021 um 08:29, Cordula Meindl
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Potenzial-Entfalterin. Daniela Rebholz entwickelt Trainings- & Coaching-Konzepte für Unternehmen wie Coca-Cola oder BMW. Im CHEFINFO-Interview spricht sie über die Bedeutung von Mitgefühl in der Führung.

CHEFINFO: Sie coachen auch Sportler – kann man Manager mit Sportlern vergleichen?

Daniela Rebholz: Hochleistung ist – auf eine andere Art – im Management genauso gefragt wie im Sport. Im Teamsport wird schon sehr viel getan, damit unterschiedliche Charaktere zusammenfinden und lernen, sich gegenseitig zu akzeptieren und zu ergänzen. Auch, weil die Erfolge einfach da sein müssen. So gibt es im Motorsport zum Beispiel nach jedem Rennwochenende eine Bilanz. Im Wirtschaftsleben sind die Perioden zwar länger, aber auch hier wäre es wichtig, genauer hinzuschauen, wie man sich selbst und das Team besser weiterentwickeln kann. Da wird oft viel zu lange gewartet. Und dann ist ein Konflikt schon verhärtet und geht nicht nur auf die eigenen Kosten, sondern auch auf die des Unternehmens. Ich werde oft erst dazu geholt, wenn das Kind schon im Brunnen liegt.

CHEFINFO: Wie kann man solche verhärteten Konflikte auflösen?

Rebholz: Das Wichtigste sind wert­schätzende Kommunikation und Vertrauen. Wenn es in einem Team Vertrauen gibt, dann kann man auch immer eine Lösung finden. Und es gibt noch einen wesentlichen Faktor: Mitgefühl. Mitgefühl mit sich und anderen ist ein elementarer Bestandteil – gerade im Miteinander eines Unternehmens. Meist geht es jedoch mehr um egoistische, individuelle Positionen und Ziele. Mit kleinen und effizienten Maßnahmen und Methoden kann es gelingen, mehr Mitgefühl in den beruflichen Alltag zu bringen. Die Welt ist voller Lösungen. Gemäß diesem Ansatz arbeite ich auch mit Professor Jan Mayer und biete Formate, Raum und Gelegenheit, um zu reflektieren und umzudenken.

CHEFINFO: Mitgefühl, Vertrauen und Kommunikation – Sie nennen das auch den „Female Factor“. Gibt es davon zu wenig in Unternehmen?

Rebholz: Bei meiner Arbeit in den obersten Führungsetagen treffe ich leider immer seltener weibliche Persönlichkeiten. Durch die mangelnde Vielfalt fehlen dann auch oft genau die Aspekte, die als weiblich angesehen werden. Man ist hart zu sich selbst und hart zu den anderen. Mein Ziel ist es, in solchen Situationen neue emotionale Aspekte einzubringen. Das heißt jetzt nicht, dass man nur mehr einen Kuschelkurs fährt, aber dass man respektvoll ist, sich interessiert und auch einmal emotionale Themen anspricht, statt sie nur unter den Tisch zu kehren.

Zitat Daniela Rebholz

CHEFINFO: Warum wird man dadurch zu einer besseren Führungskraft?

Rebholz: Es gibt im Endeffekt nur zwei Antriebe – Angst oder Lust. Natürlich ist eine Führungskraft, die mit Angst führt, schneller. Man kann sich das gut vorstellen anhand von zwei Läufern – dem einen schick ich einen Höllenhund hinterher, dem anderen sag ich, da vorne­ wartet ein Sack voll Gold auf dich. Dann wird am Anfang sicher der Läufer mit dem Höllenhund an den Fersen schneller sein – aber ihm wird auch sehr schnell die Luft ausgehen. Für den langfristigen Erfolg brauche ich inspirierte Mitarbeiter, die Lust haben, mir und der Vision meines Unternehmens zu folgen. Als Führungskraft muss ich wissen, was meine Mitarbeiter motiviert und vor allem eine Atmosphäre schaffen, in der sie nicht demotiviert werden. Mit Anerkennung und Mitgefühl kann ich mit meinem Team ein viel besseres Ergebnis erreichen und bin wesentlich effektiver.

CHEFINFO: Sie halten nicht nur Vorträge, sondern setzen in Ihren Workshops auch Shaolin-Mönche oder Märchenerzähler ein. Wie reagieren die Teilnehmer darauf?

Rebholz: Die Übungen, die ich mache, sind oft etwas anders und da braucht es manchmal ein wenig Überzeugungskraft. Aber es geht darum, den Menschen auf eine kreative Art und Weise den Kopf zu öffnen. Konflikte aufzulösen und daran zu arbeiten, dass Menschen wieder gut zusammenarbeiten können, ist eine sehr intensive Arbeit, zu der auch viel Emo­tionalität gehört. Wir treffen alle unseren Entscheidungen basierend auf Emotionen – und suchen uns erst danach die ratio­nalen Argumente dafür. Mit Zahlen, Daten und Fakten allein kann ich Menschen daher auch nicht bewegen. Wenn ich sie erst einmal mit etwas Neuem überrasche oder irritiere, dann sind sie ­aufmerksamer. Dann ist die Chance auch größer, sie zu erreichen und etwas zu verändern.

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