Ausbildung, aber anders
Sie besucht die vierte Klasse einer Mittelschule. In ihrer Freizeit fotografiert und zeichnet sie gerne. Ihre Freundin besucht eine Schule, in der man alles über das Fotografieren lernen kann. Ina möchte auch gerne in diese Schule gehen, aber ihre Mama ist damit nicht einverstanden. Ina soll sich etwas anderes aussuchen.
Weißt du schon, was du nach der Schule machen möchtest?
Möchtest du weiter in die Schule gehen oder möchtest du nun beginnen, dein eigenes Geld zu verdienen? Kannst du dir aussuchen, was du machen möchtest? Oder hast du andere Wünsche als deine Eltern und ihr streitet deshalb? Wenn deine Eltern andere Vorstellungen haben als du, dann kann es schwierig werden. Deine Eltern wollen dich aber nicht ärgern und sie wollen dir auch nicht schaden.
In der Schule entdeckt Ina einen Zettel von der Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark: eine Information über die Kinderrechte. Sie interessiert sich besonders für das Recht auf Bildung und ruft an: „Ich verstehe mich zurzeit nicht so gut mit meiner Mama. Wir streiten oft. Es ist schwierig. Ich möchte die Schule besuchen, in der man alles über das Fotografieren lernen kann. Meine Mama versteht nicht, dass mich das so sehr interessiert. Sie möchte, dass ich eine Lehre beginne.“
Wir können helfen
In diesem Artikel erfährst du, wie wir von der Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark, auch kija genannt, Ina und ihrer Mama helfen konnten. Wichtig war für uns dabei, den Wunsch von Ina ernstzunehmen. Es war aber auch wichtig zu verstehen, warum ihre Mama nicht wollte, dass Ina die gleiche Schule besucht wie ihre Freundin.
Recht auf Bildung
Kinder und Jugendliche haben das Recht auf bestmögliche Bildung und bestmögliche Unterstützung. Mädchen und Burschen sollen die gleichen Chancen haben. Die Interessen der Kinder und Jugendlichen sollen beachtet werden. Im Fall von Ina bedeutet das, dass ihr Interesse an der Fotografie unterstützt werden soll. Das erklärten wir Inas Mama. Sie erzählte dann, dass sie alleine für Ina und ihre beiden Geschwister sorgen muss. Eine Schule zu besuchen, kostet aber sehr viel Geld.
Recht auf Nahrung und Gesundheit
Kinder und Jugendliche haben das Recht auf bestmögliche Gesundheit. Sie brauchen sauberes Trinkwasser und vollwertige Nahrungsmittel in ausreichender Menge. Falsche Ernährung schadet der Gesundheit von Kindern und von Erwachsenen. Im Fall von Ina fehlt der Mama das Geld für den teuren Schulbesuch. Sie muss nicht nur für Ina, sondern auch für ihre beiden Geschwister gesundes Essen, also Obst und Gemüse kaufen. Darauf müssen wir von der kija Rücksicht nehmen. Es ist nämlich wichtig, dass alle Kinder genug zu essen haben und immer satt werden. Nur dann können sie gesund bleiben und sich gut entwickeln. Trotzdem muss sie Ina dabei unterstützen, statt der Schule etwas anderes zu finden. Wir fragen Ina, ob sie weiß, dass sie auch eine Lehre als Fotografin machen kann. Ina überlegt. Eigentlich wollte sie Matura machen.
Recht auf freie Meinung, Information und Beteiligung
Kinder und Jugendliche haben das Recht, entsprechend ihrem Alter und ihrer Entwicklung alles zu erfahren, was sie betrifft. Sie dürfen sagen, was sie sich denken und haben das Recht, dass man ihnen zuhört und ihre Meinung berücksichtigt. Im Fall von Ina überlegen wir nun gemeinsam mit Ina und ihrer Mama, wie Inas Wunsch nach der Matura erfüllt werden kann. Wir erzählen, dass es möglich ist, eine „Lehre mit Matura“ zu machen. Ina würde dabei schon Geld verdienen. Die beiden überlegen kurz und Ina interessiert sich dann dafür. Auch ihre Mama ist damit einverstanden. Wir von der kija sagen den beiden, wo sie sich genauer darüber informieren können.
Kinder- und Jugendanwaltschaft
Die Kinder- und Jugendanwaltschaft, auch kija genannt, ist eine Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Wenn du nicht älter als 21 Jahre bist, kannst du dich gerne an uns wenden. Wir beraten dich kostenlos, vertraulich und wenn du möchtest auch anonym. Das heißt, dass du uns nicht einmal deinen Namen sagen musst. Wenn du mit uns sprechen möchtest, kannst du uns einfach anrufen. Du kannst uns aber auch schreiben oder du kommst selbst in die kija. Gerne kann dich ein Freund oder eine Freundin begleiten.
Bestmögliche Unterstützung
In der kija geht es darum, dass wir dir zuhören und dich unterstützen. Für uns sind deine Rechte, also die Kinderrechte sehr wichtig. Diese Kinderrechte sind dazu da, um dich und euch zu schützen. Sie gelten nicht nur in der Steiermark, sondern in ganz Österreich und in vielen anderen Ländern auf der ganzen Welt. In unserer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen achten wir besonders auf die Einhaltung dieser Rechte. Im Fall von Ina haben wir von der kija mit Ina und ihrer Mama gesprochen. Wir haben herausgefunden, warum ihre Mama mit dem weiteren Schulbesuch nicht einverstanden ist. Das war wichtig für uns. Nur wenn wir Bescheid wissen, kann es gelingen, einen anderen aber guten Weg zu finden.
Wir nehmen dich und deine Probleme sehr ernst
Es ist uns wichtig eine Lösung zu finden, die für dich und für deine Eltern passt. Bei uns gibt es keine Gewinner und keine Verlierer. Uns ist es wichtig, dass sich alle gehört und verstanden fühlen. Im Fall von Ina haben wir vom Recht auf bestmögliche Bildung erzählt und dass dabei ihre Interessen eine große Rolle spielen. Von ihrer Mama haben wir gehört, dass Ina noch zwei Geschwister hat, für die sie sorgen muss. Daher haben wir mit Ina das Recht auf Nahrung und Gesundheit, nicht nur für sie, sondern auch für ihre Geschwister, besprochen. Trotzdem hat Ina natürlich ein Mitspracherecht, weil es sie selbst betrifft. Mit unserem Vorschlag einer „Lehre mit Matura“ ist es gelungen, auch diesen Wunsch zu berücksichtigen, was uns sehr wichtig war. Am Ende haben sich Ina und ihre Mama verstanden und gehört gefühlt. Die Mama hat auch eingesehen, dass es ihre Aufgabe ist, Ina auf ihrem Weg zu begleiten.
Kontakt
Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark
Paulustorgasse 4/EG
8010 Graz
kija@stmk.gv.at
Beratungstelefon: 0676 / 8666 0609
Mobbingtelefon: 0676 / 8666 3131
www.kija.steiermark.at
