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Montage Chris Zenz

Kommentar: Zuerst ich, dann die anderen

10.11.2021 um 15:08, Patrick Deutsch
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Dieser Tage gab der Grazer Langzeit-Bürgermeister Siegfried Nagl seine Abschieds-Pressekonferenz.

Neben einem Rückblick auf von ihm umgesetzte Projekte bleibt vor allem ein Satz in Erinnerung: „Wir müssen unser Ego hintanstellen“. Gemeint war, dass wir es uns, wenn es um Zukunftsthemen geht, nicht leisten können, nur an den eigenen Vorteil zu denken. Um eines gleich vorwegzunehmen: Der Ex-Bürgermeister hat recht. Wenn man darüber nachdenkt, kommt man sofort auf die aktuellen Krisenszenarien wie Pandemie und Klimaschutz. Ganz ehrlich: Wie oft haben Sie schon die Sätze „Aber die Chinesen bauen doch immer noch Kohlekraftwerke“ oder „Mein Körper, meine Entscheidung“ gehört?

Es brennt lichterloh

Diese Aussagen mögen zwar inhaltlich richtig sein, wären im Zusammenhang aber genauso falsch, wie zu behaupten, dass sich das Löschen eines Brandes nicht auszahlt, weil das Feuer beim Nachbarn doch weit größer ist. Gleichzeitig zeigen diese Stehsätze uns ein weiteres großes Problem unserer Gesellschaft auf. Viele Menschen sind nicht mehr dazu bereit, persönliche Unanehmlichkeiten in Kauf zu nehmen. Die letzten Jahre haben uns dank Facebook, Instagram und Co. glauben lassen, man selbst sei der Mittelpunkt des Universums. Der Staat soll zwar alles regeln, aber ja niemanden dabei einschränken. Daraus ergibt sich eine nahezu unmögliche Aufgabe für die Politik. Wir sollten uns also schnellstmöglich überlegen, was wir zur Lösung der anstehenden Probleme beitragen können. Oder, um den verstorbenen US-Präsidenten John F. Kennedy zu zitieren: „Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann – fragt, was ihr für euer Land tun könnt“.

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