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Ist man am Ende nur so krank wie man sich fühlt?
Ist man am Ende nur so krank wie man sich fühlt?
Catalin205/iStock/Thinkstock

Eingebildete Kranke: Gesund sind die Anderen

19.07.2017 um 13:57, Laura Engelmann
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A wie Atemnot bis Z wie Zehenkrebs: Hypochonder leiden kreativ. Jeder Zehnte soll zumindest in manchen Lebensphasen davon betroffen sein.

Roman ist chronischer Hypochonder. Ständig wittert er Keime und Erreger, Ärzte sind für ihn entweder ignorante Idioten oder lügen ihn dreist an. Nervig? Für die Leiden der eingebildeten Kranken gab es in Frankreich ein Millionenpublikum: Der Film "Super-Hypochonder" mit Dany Boon in der Hauptrolle gehört zu den erfolgreichsten Filmen der letzten Jahre.

In guter Gesellschaft

Der Erfolg der Komödie kommt nicht von ungefähr. Die unbegründete Angst vor Krankheiten ist weit verbreitet - jeder Zehnte soll zumindest in manchen Lebensphasen davon betroffen sein. Die Grenze ist fließend: Ist die ständige Beschäftigung mit dem eigenen Befinden noch ein liebenswerter Charakterzug oder schon eine massive Angststörung? Zu den bekanntesten eingebildeten Kranken zählen Charlie Chaplin, Friedrich der Große, Harald Schmidt, Thomas Mann und Woody Allen.

Expressive Beobachtung

Hypochondern spielt die moderne Technologie geradezu in die Hände. Das Messen, Auswerten und Interpretieren sämtlicher Körperfunktionen mittels App und Computer mag für "normale" Menschen ein Segen sein. Echte Angsthasen kommen dagegen kaum mehr vom sogenannten "checking behavior" los. Ein weites Betätigungsfeld bietet dem (gesunden) Kranken auch das Internet mit seinen zahllosen medizinischen "Ratgebern".

Antennen auf Empfang

"Hypochondrische Ängste werden oft verstärkt durch das Lesen oder Hören von Krankheiten, durch Krankheiten Verwandter oder Bekannter, durch Beobachtungen der Vorgänge im eigenen Köprer", so der Linzer Psychotherapeut und Autor Dr. Hans Morschitzky. Auf seiner Website www.panikattacken.at können sich Hypochonder über ihr Krankheitsbild informieren. Doch da beißt sich die Katze in den Schwanz: Zu den Symptomen gehört laut Experte gerade die "anhaltende Weigerung zu akzeptieren, dass den Symptomen keine körperliche Krankheit zugrunde liegt." Hält jemand ein Bauchgrimmen ganz sicher für Magen krebs und einen Schnupfen für die Vogelgrippe, wird er kaum "Hypochonder" googeln.

Keine Zeit, bin beschäftigt

Über die Ursachen für die krankhafte Angst vor der Krankheit lässt sich nur spekulieren. Handelt es sich womöglich um ein geschicktes Ablenkungsmanöver, um sich nicht mit wesentlichen Problemen befassen zu müssen? Eine Psychotherapie kann Aufschluss geben.

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