Direkt zum Inhalt
Weekend Magazin/Steinberger-Weiß

Ein Plus für die Kamera, ein Minus für die Geldbörse: Das Huawei P40 Pro+ im Test

16.06.2020 um 09:16, Lukas Steinberger-Weiß
min read
Huawei hat bereits im Februar die Top-Version seiner P40-Reihe angekündigt. Jetzt ist das Gerät da! Das P40 Pro+ erweist sich im exklusiven Weekend-Tech-Blog-Test als wahres Fotomonster. Allerdings reißt es auch ein eher tiefes Loch in die Geldbörse. Zahlt sich das "Plus" bei der Kamera dennoch aus?

Bevor ich auf das sehr gelungene Huawei-Gerät eingehe, erlaube ich mir ein paar generelle Worte. Schon bevor uns Corona nicht nur in den Lockdown und die wirtschaftliche Unsicherheit gestürzt hat, habe ich eine Entwicklung am Smartphonemarkt mit Argusaugen beäugt. Nämlich jene, dass viele Android-Hersteller nicht mehr eine oder zwei Topversionen ihrer Flaggschiffe präsentierten, sondern gleich drei. Die bekanntesten Vertreter: Huawei und Samsung mit der P40-, respektive der Galaxy S20-Reihe.

Jetzt gibt es das abgespeckte „normale“ Gerät, dann ein etwas weniger abgespecktes Pro- oder Plus-Gerät und eine Topversion – bei Huawei das P40 Pro + und bei Samsung das Galaxy S20 Ultra 5G. Merkmal dieser absoluten Topmodelle mit allen neuen Features: ein Preis jenseits der 1.000 Euro, in den beiden genannten Fällen sogar mehr als 1.300 Euro UVP. Das ist in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, Kurzarbeit und Massenarbeitslosigkeit enorm viel Zaster.

Diese für den Verbraucher suboptimale Entwicklung haben wir wohl auch dem großen Apfelkonzern aus Kalifornien zu verdanken, der mit seinen iPhones vor einigen Jahren in Preishöhen vorgedrungen ist, die vorher niemand für möglich gehalten hat. Ja, man bekommt viel bei den Topmodellen, allerdings rechtfertigen die kleineren Änderungen zu den abgespeckten Flaggschiffen diese Preise nicht.

Und damit komme ich zum Huawei P40 Pro+

Das Gerät ist ein wunderschönes, wertiges Gerät mit einer extrem kratzfesten und schönen Keramikrückseite (das P40 Pro hat „nur“ eine Glasrückseite). Und die Kamera wurde aufgewertet. Eckpunkte: Mehr Kameralinsen ergeben einen 10-fach optischen Zoom und 100-fach-Digitalzoom. Ansonsten ist das Gerät von der Hardware fast gleich wie das P40 Pro. Es bleibt bei 8GB RAM, der Speicher beläuft sich bei meinem Testgerät auf 512GB (UFS 3.0). Wer mehr dazu wissen will, konsultiere bitte meine Review zum Huawei P40 Pro.

Ich gehe beim P40 Pro+ hauptsächlich auf die erweiterte Kamera ein. Gleich geblieben ist die 50-Megapixel Leica Hauptkamera, die schon im P40 Pro für hervorragende Ergebnisse sorgte. Auch das Weitwinkelobjektiv leistet 40-Megapixel und ist ident mit dem kleineren Bruder. Neu ist das Setup für den Zoom: Zwei 8-Megapixel-Objektive sorgen für bis zu 10-fach optischen Zoom (statt 5-fach beim P40 Pro). Ein 8-Megapixel-Telephoto-Objektiv für 3x optischen Zoom und ein 8-Megapixel-Periskop-Telephoto-Objektiv für bis zu 10-fachen Zoom. Das gelingt wirklich super und sorgt für verlustfreien Zoom, den ich sehr gerne benutzt habe. Dafür sorgt der von Huawei so getaufte "SuperZoom Array" mit einem besonders lichtstarken und großen Sensor.

Oben zu sehen ist der Linzer Pöstlingberg, mit der 100-fachen Vergrößerung aufgenommen. Das Bild wird sehr stark weichgezeichnet. Auf dem kleinen Smartphonedisplay ist dann zwar das Motiv erkennbar. Auf dem Computer, oder anderen größeren Bildschirmen wird es dann jedoch eher breiig.

Ansonsten schießt das Setup hervorragende Fotos und bis zum 10-fach Zoom auch verlustfrei. Wirklich beeindruckend! Bei einem Spaziergang durch meine Arbeitsstadt Linz konnte ich das P40 Pro+ testen. Das Ergebnis gibt es hier:

Fazit - ein Plus mit zwei Wehrmutstropfen!

Ich bin mir sicher, mit dem P40 Pro+ hat Huawei das beste Foto-Smartphone des Jahres 2020 am Start. Das Kamerasetup ist einfach überkomplett und macht, bis auf die großen Digitalzoomstärken, wirklich hervorragende und wunderschöne Fotos. Jetzt kommt das ABER: Leider gilt die Softwaresituation des P40 Pro auch für das Flaggschiff. Das Gerät wird zwar mit Android 10 ausgeliefert und es lassen sich mit MoreApps auch Android-Apps darauf installieren, jedoch gibt es keine Synchronisation mit dem Google Play Store und allen anderen Google-Diensten.

Damit verweigern Apps, die zwingend auf Google Dienste setzen, meist den Dienst oder sind nur sehr eingeschränkt zu benutzen. Dieses Faktum muss jedem klar sein, der sich ein Huawei-Gerät aus der neuen P40-Reihe kauft. Kein Play-Store, kein Google-Fotos, kein Google-Drive, keine Browser-Synchronisation in Google Chrome, keine Synchronisation aller Kontakte mit Google und z.B. bei Games kein Pokémon Go (App startet nicht). Die Huawei-Alternative AppGallery wird zwar von Tag zu Tag besser, aber ein vollwertiger Ersatz für Googles langgedientes Ökosystem ist sie derzeit noch nicht.

Wehrmutstropfen zwei: der Preis. Huawei ruft für das P40 Pro+ eine UVP von 1.399 Euro auf (8GB RAM/512GB ROM). Ob man so viel Geld für ein Gerät ohne Google-Dienste ausgeben möchte, bleibt jedem selbst überlassen. Man bekommt dafür zwar TOP-Hardware mit 5G und der wohl besten Kamera die man derzeit am Smartphonemarkt kaufen kann, allerdings eben auch mit einigen lästigen Limitierungen seitens der Software. Dazu kommt, dass das hervorragende P40 Pro mit einer Kameralinse weniger und 256GB Speicher bereits auf einen Straßenpreis unter 900€ gefallen ist. Damit zahlt man für das Plus fast 500 Euro mehr.

Bis zum nächsten Mal und bleibt gesund!

Hinweis: Das Testgerät wurde mir von Huawei Austria für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung gestellt. Der Testbericht entsteht unabhängig und wird vor Veröffentlichung nicht zur Freigabe an Huawei gesendet.

Weekend-Redakteur Lukas Steinberger-Weiß ist ein Technik-Freak sondergleichen. Wobei ihn die Bezeichnung „Nerd“ nicht beleidigt, sondern ehrt. Er saugt alle Neuheiten in sich auf und ist immer am neuesten Stand, liebt Computerspiele, beschäftigt sich ausführlich mit den neuesten Smartphones und den dazugehörigen Gadgets und ist ein Experte für Unterhaltungselektronik. In seinem Blog testet er Spiele, Konsolen, Smartphones, Gadgets und vieles mehr und lässt die Leser an seiner Faszination für die spannende Technik-Welt teilhaben.

Alle Blog-Artikel von Lukas Steinberger

Alle Magazin-Artikel von Lukas Steinberger

more