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Gaston Glock
Gaston Glock ist im Alter von 94 Jahren gestorben.
Gaston Glock ist im Alter von 94 Jahren gestorben.
GERT EGGENBERGER / APA / picturedesk.com

Mit Waffen zum Milliardär: Gaston Glock ist tot

27.12.2023 um 16:49, Simone Reitmeier
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Der Waffenmagnat Gaston Glock ist am Mittwoch im Alter von 94 Jahren gestorben. Er gilt als Erfinder der berühmtesten Pistole der Welt.

Der in Wien geborene Rüstungsunternehmer Gaston Glock ist heute im Alter von 94 Jahren verstorben. Das hat das Unternehmen offiziell mitgeteilt. "Mit visionärem Weitblick hat Gaston Glock sein Unternehmen aufgebaut und mit der international geschätzten Glock Perfection zur Weltspitze geführt. Bis zuletzt hat er für die strategische Ausrichtung der Unternehmensgruppe und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Verantwortung getragen", heißt es in der Mitteilung. Waffenliebhaber nennen ihn bis heute in einem Atemzug mit den US-Ikonen Samuel Colt und John Moses Browning.

Bundesheer ab 1970 beliefert

Am 19. Juli 1929, als Gaston Hellmut Glock das Licht der Welt erblickte, hätte wohl niemand gedacht, dass er einmal eine weltberühmte Waffe herstellen würde. Der Sohn eines Eisenbahnunternehmers hat 1947 seine Ausbildung als Ingenieur (Maschinenbau) abgeschlossen und war im Anschluss einige Jahre als Kunststofftechniker tätig. 1963 hat Glock im niederösterreichischen Deutsch-Wagram die Glock KG gegründet, mit der er zunächst Kunststoff- und Metallteile für Türen und Fenster herstellte. Ab 1970 ist das Unternehmen in die Rüstungsindustrie eingestiegen und hat das Bundesheer unter anderem mit Handgranaten und Maschinengewehrgurten beliefert. Der Startschuss für eine bahnbrechende Unternehmerkarriere ist 1980 gefallen, als das Heer auf der Suche nach einer neuen Handwaffe war.

Siegeszug der "Plastikpistole"

In enger Abstimmung mit Waffenexperten hat der Unternehmer eine Pistole entwickelt, die nicht nur leichter und einfacher zu bedienen war als herkömmliche Modelle, sondern auch wesentlich billiger und zuverlässiger. Von den großen US-amerikanischen Waffenkonzernen ist dem Österreicher allerdings scharfer Wind entgegen geblasen. Vor allem deshalb, weil der Griff der Glock aus Plastik produziert wurde. Konkurrenten warfen ihm vor, eine "Plastikpistole" entworfen zu haben, die Terroristen ohne Probleme durch Metalldetektoren vorbei schmuggeln könnten. Dennoch war Glock vor allem auf dem amerikanischen Markt erfolgreich. Viele Polizeibehörden sowie das FBI sind mit seinen Waffen ausgestattet. Wie die APA berichtet, hat das Unternehmen mittlerweile weltweit Niederlassungen, darunter auch ein Werk in den USA. Medienberichten zufolge sollen bis zu 80 Prozent der US-Cops auf die Pistolen vertrauen.

Glock galt als medienscheu

Gaston Glock selbst konnte seiner Berühmtheit allerdings nur wenig abgewinnen. Er galt als medienscheu, mit der High Society konnte er nur wenig anfangen. Aus erster Ehe mit seiner damaligen Frau Helga hat der Wiener drei Kinder – allesamt sind 2010 aus dem Unternehmen ausgeschieden. Nach fast 50 Ehejahren folgte im Juni 2011 die Scheidung und damit ein millionenschwerer Rosenkrieg. Einen Monat später heiratete der Waffen-Millionär die um 52 Jahre jüngere Kärntnerin Kathrin Tschikof, die er bereits 2004 kennengelernt hatte. Privat hatte der Glock-Gründer eine Vorliebe für Pferde und hat sich auch als Wohltäter einen Namen gemacht. 2012 hat er rund eine halbe Million Euro für Krankenhäuser in Wien und Kärnten gespendet. Außerdem hat er das "Gaston Glock Zentrum für Invasive Kardiologie und Elektrophysiologie" finanziert, das auf die Behandlung von Herzrhythmusstörungen spezialisiert ist.

Mordversuch mit Hammer

Am 27. Juli 1999 beherrschte nur ein Thema die Medien: Gaston Glock ist in einer Luxemburger Tiefgarage einem Mordanschlag zum Opfer gefallen. Der Franzose Jacques Pêcheur hat versucht, ihn mit einem Hammer zu erschlagen. Er handelte in Auftrag von Charles Ewert ("Panama-Charly"), einem ehemaligen Geschäftspartner von Glock. Beide Männer wurden 2003 verurteilt: Pêcheur zu 17 und Ewert zu 20 Jahren Haft. "You don't mess with Gaston Glock", hat damals das US-Wirtschaftsmagazin Forbes geschrieben.

Amnesty International geklagt

Als Amnesty International einmal hinterfragte, wie Glock-Pistolen in die Hände von Rebellen im Bürgerkriegsland Sudan gelangen konnten, fackelte der Waffenhersteller nicht lange und verklagte die Menschenrechtsorganisation auf 65.000 Euro Schadenersatz. Der Prozess wurde schließlich in letzter Instanz zugunsten von Amnesty entschieden. Probleme hatte der Wiener auch mit der Steuerbehörde, einmal wurde sogar sein Haus durchsucht. Die Ermittlungen wurden aber eingestellt. Sein Name tauchte auch im Zusammenhang mit der Investorengruppe Hypo Alpe Adria auf, seine Rolle blieb aber unklar.

Rührendes Bild von Ehefrau

Gaston Glocks Ehefrau Kathrin hat an seinem Todestag ein rührendes Foto der beiden gepostet. Dazu schreibt die Villacherin: "Endless love". Seit 1. Jänner 2021 sitzt sie als Vorsitzende im Aufsichtsrat der Glock GmbH.

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