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Chemische Drogen auf einem Bild.
In Mistelbach wurde ein Drogenlabor entdeckt.
In Mistelbach wurde ein Drogenlabor entdeckt.
Myriam Zilles/unsplash.com

Mistelbach: Drogenlabor im Weinkeller aufgedeckt

26.04.2024 um 14:42, Magdalena Ehsani & APA, Red
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Nach einer intensiven internationalen Suche wurde der mutmaßliche Haupttäter eines versteckten Drogenlabors im Weinkeller von Mistelbach gefasst.

Im Fall um ein vor rund drei Jahren in einem aufgelassenen Weinkeller im Bezirk Mistelbach ausgehobenes Drogenlabor ist nun der mutmaßliche Haupttäter festgenommen worden. Polizeiangaben vom Freitag zufolge ist der 32-jährige ausgebildete Chemiker am 13. April im spanischen Alicante aufgefunden worden. Der Beschuldigte wurde am Mittwoch nach Österreich ausgeliefert und in die Justizanstalt Korneuburg gebracht. Seine beiden Komplizen waren 2021 gerichtlich verurteilt worden.

Hinweise aus dem Dorf

Auf die Fährte des Trios, das etwa vier Kilogramm Mephedron hergestellt haben dürfte, waren Bedienstete des Bezirkspolizeikommandos Mistelbach nach Hinweisen aus der Bevölkerung gekommen. Am 31. März 2021 wurden in der Kellergasse von Walterskichen, einer Katastralgemeinde von Poysdorf, Erhebungen gestartet, später übernahmen Landes- bzw. Bundeskriminalamt.

Chemikalien aus China

Am 1. und am 14. April 2021 klickten die Handschellen für die in Wien wohnenden Beschuldigten im Alter von 30 und 35 Jahren, zwei österreichische Staatsbürger. Am 20. Juli 2021 fassten die Männer am Landesgericht Korneuburg Haftstrafen im Ausmaß von zwei Jahren bzw. 18 Monaten aus. Den Ermittlern offenbarte sich eine durchaus abenteuerliche Kriminalgeschichte. Anfang 2019 hatte das Trio beschlossen, gemeinsam Suchtmittel herzustellen. Kurzerhand wurden via Internet aus China Chemikalien und Drogenausgangsstoffe in kleineren Mengen geordert. Bis Juli 2020 war ein Versuchslabor in einer Wohnung in Wien-Döbling Schauplatz verschiedener Experimente.

Hersteller testeten eigene Ware

Ausprobiert worden war u.a. auch die Gewinnung von Methamphetamin und MDMA. Die Wahl in Sachen Herstellung größerer Mengen fiel allerdings auf Mephedron. Das probeweise produzierte Suchtmittel wurde von den Kriminellen auch selbst getestet. Im Juli 2020 wurde dann das illegale Labor in Walterskirchen eingerichtet. Geräte und mengenweise Chemikalien wurden hauptsächlich bei in China ansässigen Firmen bestellt. Als Zustelladressen dienten leere Wohnungen. Teilweise wurden auch Studenten über Job-Portale zur Paketübernahme angeworben. Eine größere Sendung von Drogenausgangsstoffen wurde letztlich von belgischen Behörden sichergestellt.

Innovativer Drogenschmuggel

Geliefert wurden etwa drei Kilo des selbst produzierten Mephedrons an Abnehmer nach Neuseeland. Zum Schmuggeln wurde der pulverförmige Stoff mittels chemischer Prozesse verflüssigt, in eigens bedruckte Getränkedosen gefüllt und in zwei Etappen in Paketen verschickt. Bei der Herstellung der Drogen trugen die Täter immer wieder Schutzkleidung und Gasmasken. Entsprechende Ausrüstung war daher auch für die Beamten während der Ermittlungsarbeit im illegalen Labor Pflicht. Sichergestellt wurden Chemikalien und Drogenausgangsstoffe, die für die Herstellung von weiteren 100 bis 110 Kilo Mephedron ausgereicht hätten. Die Drogen hätte das Trio - als Fertig- oder Vorläuferprodukt - ebenfalls nach Neuseeland schmuggeln wollen. Der Wert der erzeugten Suchtmittel und jener Drogen, die mit den an Ort und Stelle entdeckten Chemikalien produziert werden hätten können, summierte sich laut früheren Polizeiangaben auf einen Straßenverkaufspreis von bis zu fünf Millionen Euro.

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