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Außenansicht Landesgericht Wien | Credit: Tobias Steinmaurer / picturedesk.com
Im Sommer 2022 marschierte der Bursch mit einem 24 cm langen Butterfly-Messer  in seine Klasse. 
Im Sommer 2022 marschierte der Bursch mit einem 24 cm langen Butterfly-Messer  in seine Klasse. 
Tobias Steinmaurer / picturedesk.com

Wiener Schüler wegen IS-Videos verurteilt

28.01.2023 um 09:32, APA Politik
Der heute 17-Jährige zeigte seinen Mitschülern wiederholt Propaganda-Videos der Terror-Miliz „Islamsicher Staat“ und hieß den Anschlag in Wien gut. Das Urteil: 21 Monaten Haft, davon sieben Monate unbedingt.

Ein mittlerweile 17-jähriger Bursch ist am Freitag am Wiener Landesgericht wegen terroristischer Vereinigung und krimineller Organisation rechtskräftig zu 21 Monaten Haft, davon sieben Monate unbedingt verurteilt worden. Er hatte sich ab seinem 15. Lebensjahr als Propagandist für die radikal-islamistische Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) betätigt – unter anderem auch an seiner Schule.

Hinrichtungs- und IS-Kampfvideos

In seiner Schulklasse zeigte er seit Oktober 2021 wiederholt IS-Videos her. Die Mitschülerinnen und Mitschüler bekamen Hinrichtungs- und IS-Kampfszenen zu sehen, einem Klassenkameraden ritzte der Angeklagte mit einem Messer den IS-Schriftzug auf ein Schulbuch. Er teilte über sein Handy einschlägiges Propagandamaterial und hieß den Terror-Anschlag in Wien gut. In einer Chat-Gruppe erklärte der Schüler, dass er hoffe, der Attentäter werde "von Allah angenommen", und fügte hinzu: "Entweder wir schlachten sie oder wir werden Shuhada (Märtyrer, Anm.)".

Sogar für Gleichgesinnte zu radikal

Selbst den IS-Sympathisanten, mit denen der Minderjährige im Austausch stand, war er zu radikal. Es kam immer wieder zu Spannungen, weil ihnen die Ansichten des Schülers zu extrem waren. Am 12. November 2021 marschierte der 15-Jährige mit einem 24 Zentimeter langen Butterfly-Messer in die Klasse, klappte es auf und präsentierte es stolz. Die Polizei war im Einsatz.

Machete & IS-Banner

Obwohl im Zuge dessen eine Hausdurchsuchung beim Jugendlichen durchgeführt wurde, dessen IS-Material zutage kam und strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet wurden, ging er im Sommer 2022 bevorzugt mit einer Machete außer Haus, an der der IS-Schriftzug angebracht war. Er sprühte außerdem in riesigen Lettern "Islamischer Staat" und das IS-Banner auf einen Pfeiler der Brigittenauer Brücke. Am 3. August wurde er fest- und in U-Haft genommen.

„Lebensabschnitt, der vorbei ist“

Vor Gericht gab sich der 17-Jährige geständig und geläutert, machte allerdings von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. "Er hat eingesehen, dass das Ganze ein Lebensabschnitt war, der vorbei ist", sagte Verteidiger Werner Tomanek. Der Anwalt betonte, sein Mandant sei nicht aufgrund von Ermittlungen des Verfassungsschutzes "aufgeflogen", "sondern nur, weil der Hiasl mit einem Messer in der Klasse herumgefuchtelt hat." In seinem Schlussplädoyer wunderte sich Tomanek, dass der Bursch nach wie vor mit keinem Waffenverbot belegt wurde. Mit den gerichtlich angeordneten Weisungen, sich einem Deradikalisierungsprogramm zu unterziehen und jedweden Kontakt zu IS-Kreisen zu unterlassen, war der 17-Jährige einverstanden.

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