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Weekend Magazin/Steinberger-Weiß

Ein RAViniertes SUV: Der Toyota RAV4 Hybrid VIP

04.05.2020 um 11:41, Lukas Steinberger-Weiß
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Die neueste Version des Toyota RAV4 hat zwar wieder einen sparsamen Hybridmotor, geizt aber nicht mit Ausstattung und schönem Design. Die Variante "VIP" hat es zu uns in die Redaktion geschafft und wurde von uns auf Herz und Nieren geprüft.

1994 ließen die Japaner ein sogenanntes Recreational Active Vehicle mit 4-Rad Antrieb auf die Welt los. Na erkannt? Die Namensherkunft ist somit geklärt. Egal was der jetzt aussagt, 2020 rühmen sich die Japaner die Erfinder des SUV (also Sports Utility Vehicle) gewesen zu sein und tatsächlich hat der Ur-RAV4 mehr mit den heutigen SUVs gemein als mit den damaligen Jeeps und Geländewagen, denn statt auf einen Leiterrahmen setzte Toyota auf eine selbsttragende Karosserie. Heute ist der RAV4 ein lupenreines SUV, mit einer großen Besonderheit - dem Vollhybrid á la Toyota.

Motor - zwei Herzen geben Schub und sparen Sprit!

Die von uns getestete Allradversion des 2.5 Liter Hybridsystems hat am Papier eine Systemleistung von satten 222 PS. Davon entfallen laut Datenblatt 177 PS auf den Ottomotor (R4-Sauger), 120 E-Pferde traben im Elektromotor und nochmal satte 60 auf dem Motor der Hinterachse. Ergibt mehr als 222 oder? Ja, denn Toyota zählt nicht einfach seine Pferdestärken zusammen, sondern gibt eine realistische Einschätzung des tatsächlich abrufbaren Werts. Und der reicht für den RAV4! Der Motor ist aus dem Stand durchzugsstark, dank dem stets perfekten Zusammenspiel zwischen Elektromotor und Verbrenner. Damit geht es in 8,1 Sekunden von 0 auf 100 Sachen.

Erfreulicherweise in der bereits 5. Generation des RAV4 auch mit guter Geräuschkulisse. Denn die verwendeten, sogenannten eCVT Getriebe niegten dazu beim Beschleunigen aufzuheulen. Das tut der neue nicht mehr, die Ingenieure haben hervorragende Dämmarbeit geleistet. Natürlich hört man das stufenlose Getriebe beim Beschleunigen, aber wenn man nichts hören würde wäre es ja auch fad, oder? Sportmodus und Sportschaltung des Getriebe sorgen nochmal für mehr Punch - wers im Hybrid braucht.

Sehr beeindruckt hat uns aber abseits dieser Werte der Verbrauch. Bei rund 1,8 Tonnen Eigengewicht und Allradantrieb kamen wir teilweise auf Werte mit einer 5 davor! Bei Strecken mit viel Stadt und Landstraße war das machbar. Nach einigen gemischten Strecken mit Autobahn, Stadt und Landstraße pendelte sich der Durchschnittsverbrauch bei 6,2 Liter ein (Werksangabe kombiniert: 5,8 Liter). Wohlgemerkt in einem Benziner-SUV. Da ist es wenig verwunderlich, dass Toyota aktuell keinen Diesel mehr anbietet.

Design und Innenraum - alle Achtung!

Das Design und die Innnenraumverarbeitung war bei Toyota bis vor einigen Jahren - sagen wir es so: Ausbaufähig. Das hat auch Konzernchef Akio Toyoda bei seiner Ernennung zum Konzernchef 2009 erkannt und die Maxime herausgegeben: "No more boring cars!". Und was soll man sagen, sie haben sich daran gehalten. Der neue RAV4 ist alles andere als langweilig. Das Außendesign erinnert eher an die SUV-Brüder der Nobelmarke Lexus (gehört zu Toyota). Wirklich gelungen, nicht zu auffällig, aber einfach passend.

Auch der Innenraum ist wirklich schön. Alles ist am richtigen Platz. Leder ziert nicht nur die Sitze, sondern auch Teile des Armaturenbretts. Die Drehknöpfe für Klimaanlage (riesengroß!) und Lautstärke (Navi) sind mit geriffeltem Plastik ummantelt und daher besonders griffig und angenehm zu erwischen. Es sind genug Ablageflächen vorhanden, ein Wireless-Ladepad für moderne Smartphones ebenso. Mehrere vollwertige USB Anschlüsse können zum Verbinden oder Laden des Smartphones benutzt werden.

Und da sind wir beim einzigen Wehrmutstropfen - dem Infotainmentsystem. Ja es ist moderner geworden, trotzdem ist es noch weit vom Komfort, der Darstellungsqualität und der Benutzerfreundlichkeit anderer Hersteller entfernt. Leider konnte sich das Gerät in unserem Testgerät auch nicht mit Android Auto verbinden um Google Maps zu verwenden. Hier besteht noch dringender Nachholbedarf. Spannend ist der Rückspiegel. Auf Wunsch kann man nämlich zu einer Kamera umschalten die hinten rausfilmt. Besonders praktisch, wenn der mit bis zu 1.655 Liter zu füllende Kofferraum (Standard: 615 Liter) voll beladen ist. Trotzdem perfekte Sicht nach hinten. Nur an der Auflösung der Kamera darf man im Hochtechnologieland Japan gerne noch feilen - selbiges gilt übrigens auch für die Rückfahrkameras!

Fazit - mit Freude zur Zapfsäule

Der komfortable RAV4 ist zwar kein Kurvenfresser, hat aber ein sehr ausgewogenes Fahrwerk, welches Unebenheiten sehr gut wegbügelt. Das neue Hybridsystem ist leiser als das des Vorgängers, trotzdem bietet es eine gute Beschleunigung und Traumwerte beim Verbrauch. Mit den 46 Litern Tankinhalt kommt man sehr, sehr weit. Wehrmutstropfen? Könnte der Preis sein: Der von uns getestete "VIP" in Vollausstattung startet bei EUR 50.990.- Dafür gibt es aber auch alle Assistenten, edlen Innenraum, Allrad und den spritsparenden Hybridler. Wer das alles nicht braucht, bekommt den RAV4-Hybrid (2WD) ab EUR 36.990,-. Und eines sei noch erwähnt: Bei der Zulassung werden für die Motorsteuer nur die Benzin-PS herangezogen. Also für ein Auto mit 222 PS müssen nur 177 Motorsteuer bezahlt werden. Gute Argumente für ein sehr gutes SUV.

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