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Philipp Hochmair
Rafaela Pröll

Philipp Hochmair: Der Jedemann-Schauspieler im Portrait

02.05.2022 um 09:38, Friederike Ploechl
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Intuitiv. Seine erste Begegnung mit dem Stück „Jedermann“ als junger Schauspielschüler hat ihn noch verstört. Mittlerweile erliegt er seit mehr als einem Jahrzehnt der Faszination dieser Rolle.

Der Jedermann hat durch dich schon viele neue Facetten bekommen. Woher rührt deine Faszination an der Figur des Jedermanns, was macht sie für dich noch immer aus und mit welchen Varianten bist du zurzeit auf Tour?     
Als Künstler bin ich immer auf der Suche nach neuen Perspektiven. Mit „Jedermann Reloaded“ habe ich nach einer Überhöhung gesucht und um das Stück in einer heutigen Form erlebbar zu machen, es als eine Art Rockkonzert angelegt. In der aktuellen Remix-Version mit dem Musiker Kurt Razelli, der mit Videoschnipseln arbeitet, die er sich aus dem Fern­sehen holt und mit ihnen Lieder macht, mischen sich Electrobeats mit Dancefloor und das ist eine schöne Art, sich dem Jedermann noch einmal völlig anders zu nähern, und es ist das ­maximale Gegenteil zur Symphonic-Variante, die am Domplatz stattfinden wird. Das geht so fließend ineinander über und ist einfach ein ganz neuer Dialog aus Hofmannsthal, Rockmusik und klassischer Musik. Die klassische ­Musik unterstreicht dabei die dramatischen Momente mit Zitaten aus den bekannten klassischen Stücken und geben dem Jedermann noch einmal eine neue Struktur.

Wirst du auch mit der Remix-Version vom Jedermann auf Tour gehen?                           
Die läuft schon! Vor drei Wochen war die Premiere und am 13. Mai ist sie noch einmal im Stadtsaal in Wien zu sehen. Wir hatten ja bereits vor zwei Jahren zusammen die Platte gemacht, aber die Release-Party konnte damals wegen der Pandemie nicht stattfinden und jetzt ist die Release-Party zu einer eigenen Aufführung geworden.

Meine Suche nach der heutigen Form vom Jedermann ist noch nicht abgeschlossen.

Erst kürzlich konnte man dich in dem beeindruckenden und auch sehr bedrückenden ­Fernsehdrama „Die Wannseekonferenz“ als eiskalten Nazi-Strategen Reinhard Heydrich sehen, der den millionenfachen Mord an den Juden in Europa plante. Wie ist es dir mit dieser Rolle ergangen?         
Das war sicherlich eine meiner wichtigsten Etappen in meinem filmischen Schaffen und vom Angebot her und von der Herstellungsweise für mich ganz neu und einzigartig. Die Rolle ist mir ganz und gar nicht leichtgefallen, denn ich musste dafür in die tiefsten menschlichen Abgründe schauen. 

Was magst du an deiner Rolle des blinden Ex-Chefinspektors Alexander Haller, und gehst du jetzt öfter mal mit geschlossenen Augen herum, um die ewige Dunkelheit, die ­Haller seit seinem Unfall umgibt, nachvollziehen zu können?
Nicht sehen zu können ist für jeden ein Albtraum. In den ersten Folgen möchte sich Haller ja auch deswegen das Leben nehmen. Er ist zutiefst frustriert und traurig. Er blüht erst wieder auf, als er erkennt, dass er eine besondere Gabe hat, dass sein Blindsein eine Qualität ist. In den neuen Folgen von „Blind ermittelt“ erleben wir also einen Sonderermittler mit besonderen Fähigkeiten, für sehr besondere Fälle. Sein Blindsein zeichnet ihn ja aus und macht seine Rolle so e­inzigartig. Krimis gibt es ja genug, aber dieses Format ist schon einmalig! Und ja, ich gehe tatsächlich viel mit geschlos­senen Augen, um besser zu verstehen, wie Haller tickt. Unserer Reihe ist es auch ein Anliegen, für die Betroffenen ein ­besseres Bewusstsein in der öffentlichen Wahrnehmung zu schaffen.     

Jedermann
Philipp Hochmayr

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