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Ein Golden Retriever-Welpe läuft bei Sonnenuntergang über eine Wiese
Vor der Anschaffung eines Hundes gilt es einiges zu bedenken.
Vor der Anschaffung eines Hundes gilt es einiges zu bedenken.
Cristian Castillo/Unsplash

Hund anschaffen während Corona? Worauf man achten muss

02.03.2021 um 16:20, Stefanie Hermann
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Sich einen Hund anzuschffen will wohl überlegt sein. Worauf man auch während Corona achten muss und was es zu bedenken gilt.

Ein Hund bedeutet nicht nur Gesellschaft. Für ein glückliches Miteinander müssen auch die Bedürfnisse des vierbeinigen Gefährten erfüllt sein. Neben ausreichend Zeit und Beschäftigung bedeutet das aber auch, ihm Ruhephasen zu gönnen. Wir haben bei Hundetrainerin Ines Levy von DOGTime nachgefragt, worauf man in der aktuellen Ausnahmesituation bei der Hundehaltung und -anschaffung besonders achten muss.

Ein Hund bedeutet nicht nur Gesellschaft. Für ein glückliches Miteinander müssen auch die Bedürfnisse des vierbeinigen Gefährten erfüllt sein.

Was muss man vor der Anschaffung bedenken?
Ines Levy: Vor der Anschaffung sollte man auf jeden Fall bedenken, dass das Leben (hoffentlich bald) wieder normal werden wird und sich ernsthaft die Frage stellen, ob ein Hund dann noch ins Leben passt. Stichwort Urlaub, Arbeitsalltag, Freizeitplanung. Außerdem sollte man hinterfragen, warum gerade jetzt der Wunsch nach einem Hund da ist, wenn dieser vorher eventuell gar nicht oder noch nicht so ausgeprägt war. Das wären Indizien, dass ein Hund eigentlich keinen Platz im Leben hat. Dazu kommt natürlich auch die finanzielle Situation – ein Hund kostet Geld und wenn man seinen Job verliert oder in Kurzarbeit ist, muss man dennoch die finanziellen Rücklagen haben, um einen Hund ausreichend versorgen zu können.

Wie sieht es mit der Rasse aus? Welche Rolle spielt sie in den Überlegungen?
Ines Levy: Die Rasse sollte immer nach den jeweiligen Wünschen bzw. Möglichkeiten ausgewählt werden, da spielt die Corona-Situation keine Rolle. Allerdings sollte, wie auch sonst, darauf geachtet werden, dass man sich den Hund von seriösen ZüchterInnen bzw. Organisationen anschafft und nicht auf zwielichtige Internetangebote hineinfällt. Man sollte auch auf jeden Fall den Hund vor der Entscheidung kennenlernen, um feststellen zu können, ob die Chemie passt. Leider ist das häufig ausgeblieben durch diverse Beschränkungen und der Hund wurde ohne vorheriges Kennenlernen übergeben.

Man sollte auch auf jeden Fall den Hund vor der Entscheidung kennenlernen, um feststellen zu können, ob die Chemie passt.

Eine junge Frau liegt lächeln mit ihrem Hund in der Wiese
Ines Levy ist Hundetrainerin bei DOGTime. Im Vordergrund stehen hier die Mensch-Hund-Beziehung und der Vertrauens- bzw. Bindungsaufbau.

Wie schafft man dann den Sprung von Home Office zurück in den normalen Alltag?
Ines Levy: Wichtig ist, dem Hund das Alleine-bleiben trotzdem beizubringen, denn irgendwann wird er es (wieder) sein. Also den Hund immer wieder alleine lassen, so dass er es erlernt – aber auch nicht verlernt. Weiter ist wichtig, seinen Tagesablauf nicht ausschließlich auf den Hund auszurichten. Wenn man den Hund nun zu einer Sportskanone erzieht und beispielsweise drei Stunden täglich mit ihm draußen ist, trainiert und ihn beschäftigt – dann aber, wenn der normale Alltag zurück ist, vielleicht gerade mal auf eine Stunde kommt, wird dies zur Frustration des Hundes führen. Das kann dann natürlich problematisch werden. Durch die viele Zeit die zur Verfügung steht, werden viele Hunde überfordert werden und bekommen nicht ausreichend Ruhepausen. Dies kann zu schwerwiegenden Verhaltensstörungen führen. Wichtig ist also, den Tagesablauf so gut es geht auf den „normalen“ Ablauf anzupassen.

Hunde sind keine Spielzeuge oder Beschäftigungen, die man sich nimmt, weil man eben gerade Zeit hat und dann ad acta legt.

Welche Gefahren gibt es, sich in so einer Ausnahmesituation einen Hund zu nehmen?
Ines Levy: Leider haben wir im ersten Lockdown bzw. danach die Erfahrung gemacht, dass viele Hunde aus Langeweile und/oder Einsamkeit angeschafft wurden, für die dann nachher kein Platz bzw. keine Zeit mehr war. Hunde sind keine Spielzeuge oder Beschäftigungen, die man sich nimmt, weil man eben gerade Zeit hat und dann ad acta legt, wenn die Zeit nicht mehr vorhanden ist. Auch wurden viele Hunde einfach überfordert und haben seitdem ein massives Problem zur Ruhe zu kommen bzw. sich in den normalen Alltag einzufinden. Ein weiteres großes Problem ist, dass Gruppenkurse leider untersagt sind und somit die wichtige Phase bei Welpen und Junghunden zur Sozialisierung auf Artgenossen und das Kennenlernen der Umwelt fehlt. Dies kann später – wenn überhaupt – nur sehr schwierig nachgeholt werden. Ein Ausbleiben der Welpen- und Junghundeausbildung kann erhebliche negative Auswirkungen auf ein harmonisches Miteinander zwischen Mensch und Hund in der Gesellschaft haben.

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