Missbrauchsdateien: Erstkontakt oft im Kindesalter
Konsumenten von Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger haben ihren ersten Kontakt zu solchen Bildern oder Videos oft selbst schon im Kindesalter. Darüber hinaus steigert der Konsum solcher Darstellungen das Verlangen, selbst mit potenziellen Opfern Kontakt aufzunehmen. Das sind am Donnerstag präsentierte Ergebnisse einer Umfrage der finnischen Kinderrechts-NGO Suojellaan Lapsia unter Interessenten im Darknet, die dort explizit nach solchem Material gesucht hatten.
Studie im Darknet
Suojellaan Lapsia hatte bei Suchmaschinen im Darknet eine Page Redirection eingerichtet: Wer dort nach CSAM suchte, wurde auf eine anonymisierte Umfrageseite weitergeleitet, wie Studienleiterin Nina Vaaranen-Valkonen schilderte. Knapp 23.000 Rückmeldungen gab es dabei weltweit, 1.079 davon waren in deutscher Sprache. Damit waren die Antworten auf Deutsch die vierthäufigsten nach Englisch, Spanisch und Russisch. Sie machte auch darauf aufmerksam, dass die Auswertung der deutschsprachigen Antworten darauf hindeutet, dass dieses Verlangen, nach dem Konsum selbst aktiv zu werden, unter Deutsch sprechenden Menschen deutlich ausgeprägter als im internationalen Durchschnitt ist.
13 Jahre oder jünger
Oft seien erste Kontakte zu Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger zufälliger Natur, bei der Suche nach Pornografie, aber nicht explizit nach CSAM. 42 Prozent von 742 Befragten gaben demnach an, dass sie beim ersten Kontakt mit CSAM 13 oder noch jünger waren. Weitere 29 Prozent waren demnach zwischen 14 und 17. Die Täter gehen nach dem Konsum im Darknet über in das offene Web, weil Kinder nicht im Darknet unterwegs seien, sagte Vaaranen-Valkonen.
Verlangen wird stärker
Thomas Müller von dem weltweiten Kinderrechtsnetzwerk ECPAT zufolge gibt es einen "klaren Zusammenhang" zwischen dem Konsum und dem gesteigerten Drang, selbst Missbrauchshandlungen an Minderjährigen vorzunehmen. Dasselbe gilt für die Häufigkeit des Konsums: Je öfter man sich CSAM ansieht, umso stärker ist das Verlangen, selbst mit Kindern in Kontakt zu treten und Missbrauchshandlungen zu setzen. Es gelte zu verhindern, "dass die Grenze vom Konsum zum aktiven Missbrauch überschritten wird", sagte Müller.
Zunahme der Missbrauchsdarstellungen
Astrid Winkler, Geschäftsführerin von ECPAT Österreich, sagte, dass die Studie ein weiteres Argument "für unsere Position liefert. Uns ist es wichtig, dass Kinderschutz mindestens den Stellenwert bekommt, den andere Grundrechte haben". Fakt sei, dass es eine eklatante Zunahme von Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger im Web gebe. Eine Million solcher Darstellungen seien es 2014 gewesen, jetzt sei man bei 20 Millionen im europäischen Raum und 80 Millionen weltweit. "Ich weiß schon, dass die Zahlen oft in Frage gestellt werden, aber es ist mir egal, ob es 80, 40 oder eine Million Darstellungen sind", sagte Winkler. Jede einzelne betreffe ein missbrauchtes Kind.