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Polizei-Großeinsatz
IS-Attentäter könnten erneut zuschlagen, warnen die Behörden
IS-Attentäter könnten erneut zuschlagen, warnen die Behörden
Georges Schneider Xinhua / Eyevine / picturedesk.com

17-Jähriger Wiener IS-Anhänger "extrem gefährlich"

11.11.2023 um 08:40, APA, Red
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Brisant: Mindestens zehn weitere islamistische Hochgefährder halten sich in Österreich auf – nach den jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten möglicherweise mehr.

Der 17-jährige Anhänger der radikal-islamistischen Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS), der am 11. September am Wiener Hauptbahnhof mit einem Kampfmesser einen Terror-Anschlag verüben wollte und im letzten Moment einen Rückzieher machte, war hochgefährlich.

Islamismus-Test zeigt Radikalisierung

Wie ein Islamismus-Screening ergeben hat, das Teil des Gerichtsakts ist, befand er sich in einem "fortgeschrittenen Radikalisierungsprozess" und war wohl ein potenzieller Selbstmord-Attentäter.

Nach der Festnahme des Burschen hatte man den Terror-Verdächtigen dem so genannten DyRiAS-Verfahren unterzogen. DyRiAS steht für Dynamische Risiko Analyse Systeme. Mit dem Test lassen sich Anzeichen für sich vollziehende Radikalisierungsprozesse erkennen. Dabei werden 13 Verhaltensbereiche abgefragt, aus denen sich schließen lässt, ob eine gewaltorientierte Radikalisierung im islamistischen Bereich vorliegt oder nicht.

Red Flags

Beim zum Zeitpunkt seiner Festnahme 16-Jährigen fiel das Ergebnis eindeutig aus. In sämtlichen 13 Bereichen bestätigte sich eine verfestigte Radikalisierung. Darüber hinaus waren vier so genannte Rote Flaggen-Faktoren feststellbar: Der Jugendliche wollte in einer Gemeinschaft von IS-Anhängern leben und von diesen anerkannt werden und hatte daher den Wunsch, in ein Kampfgebiet des IS auszureisen.

Selbstmord-Attentat angekündigt

Er hatte bereits Zugang zu Waffen und einem extremistischen Umfeld, verkehrte wöchentlich in einer Moschee im zwölften Wiener Gemeindebezirk, in der Radikalislamisten, darunter seinerzeit auch der Attentäter vom 2. November 2020, ihre Gebete verrichtet und Predigten gehört hatten. Zudem hatte er in einem Telegram-Chat mit Islamisten den Anschlag am Hauptbahnhof angekündigt, wobei er dabei - wie er später selbst erklärte - ums Leben kommen und Eingang ins Paradies finden wollte.

 

Diese Erkenntnisse decken sich mit den Einschätzungen des Verfassungsschutzes. Dabei hatten die Staatsschützer den Jugendlichen bis zu seiner Festnahme gar nicht am Radar, weil die aktuelle Gesetzeslage den heimischen Behörden die Überwachung von Messenger-Diensten unmöglich macht.

Hilfe von "Partnerdienst"

Erst als man von einem ausländischen Partnerdienst Hinweise auf den 17-Jährigen sowie dessen auf Social Media gepostetes Bild in Kampfmontur erhielt, wurde klar, dass der Bursch schon davor "im Rahmen von Observationsmaßnahmen in der radikal-islamistischen Szene in Erscheinung trat".

Hochgefährder unter uns

Die Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass sich mindestens zehn, nach den jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten möglicherweise inzwischen mehr radikalislamistische "Hochgefährder" in Österreich befinden, die jederzeit einen Anschlag verüben könnten.

Neben dem 17-Jährigen vom Hauptbahnhof galt zuletzt vor allem ein gleichaltriger IS-Anhänger als ausnehmend gefährlich, der erst im vergangenen Jänner vom Wiener Landesgericht wegen terroristischer Vereinigung zu 21 Monaten teilbedingter Haft wegen IS Propaganda verurteilt wurde.

Unbelehrbar?

Nur drei Monate nach seiner Enthaftung soll dieser 17-Jährige wieder IS Propaganda betrieben und gemeinsam mit einem Mittäter einem auf einer Parkbank sitzenden Mann mit einem Luftdruckgewehr in den Oberschenkel geschossen haben. Ende November muss er sich mit seinem mutmaßlichen Komplizen neuerlich wegen terroristischer Vereinigung und versuchter schwerer Körperverletzung vor Gericht verantworten, seit Mai sind die beiden wieder in Haft bzw. Gewahrsam.

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