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Weekend Magazin/Lukas Steinberger

Toyota C-HR Hybrid im Test: Ausritt auf dem Hochstand!

03.09.2018 um 13:35, Lukas Steinberger-Weiß
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Mit dem C-HR hat Toyota Mut bewiesen und ein extrem außergewöhnliches Auto auf einen doch eher konservativen Markt wie unseren gebracht. Das „HR“ im Namen steht für High Rider - also zu deutsch „Hoher Reiter“. Das C - steht für Coupé. Zusammen mit dem aus dem Prius bekannten Hybridantrieb ein stimmiges Konzept. Mehr dazu im ausführlichen Test.

Wenn dich wildfremde Menschen während eines Tests anquatschen und nach dem Auto fragen, dann hat die Autofirma definitiv etwas richtig gemacht. So geschehen während unseres knapp zweiwöchigen Tests des Toyota C-HR. Zweimal wurden wir von Passanten auf das Auto angesprochen. Da ist Toyota also wirklich ein Coup gelungen, das Design ist ansprechend, das Heck polarisiert zwar aber so redet man über das Auto. Viele fanden die Farbkombination unseres Testwagens sehr gelungen.

Motor und Fahreigenschaften

Unter der Haube werkelt ein Hybridsystem a la Toyota mit 122 Pferdes Systemleistung. Sehr praktisch für Sparfüchse, denn der Verbrenner leistet 98 PS - definitiv ein Plus bei der Motorsteuer. Den Elektromotor gibt es sozusagen steuerfrei oben drauf, denn der 72 PS starke Antrieb wird zumindest bei der Motorsteuer nicht herangezogen. Wer jetzt denkt: Hä, beim Weekend können sie nicht rechnen, denn 98 und 72 = 170PS der hat nur bedingt recht. Der Elektromotor steuert nämlich laut Toyota immer nur soviel Leistung bei wie er aus der Hybridbatterie ziehen kann. Also nicht ständig die vollen 72 Pferde. Insofern ist der Wert der Systemleistung des Toyota-Vollhybriden niedriger als die zusammengerechnete Zahl der beiden Motoren. Im Fahrbetrieb bedeutet das aber ein nahtloses Übergehen von Elektro auf Benziner und umgekehrt. Bei Beschleunigungsorgien hört man den Benziner recht lautstark, denn das stufenlose e-CVT Automatik-Getriebe kennt keine Gänge und daher sind die Drehzahlen des Motors bis zum Erreichen der gewünschten Geschwindigkeit hörbar höher. Wenn es aber soweit ist gleitet man fast lautlos dahin - Elektromotor und Verbrenner wechseln sich dann in Harmonie ab und die lautesten Geräusche sind die des Fahrtwindes. Wer „hybridisch“ fährt (schnell auf die gewünschte Geschindigkeit beschleunigen, dann im Verkehr mitschwimmen und statt bremsen viel rekuperieren), schafft so einen Realverbrauch von ca. fünf Litern (Werksangabe: 3,8 Liter). Auch auf der Autobahn ist der Hybrid - entgegen der weitläufigen Meinung - kein Spritfresser. Wer brav 130 km/h fährt der schafft im Mix auf einer Strecke wie Linz-Graz rund 5,3 Liter. Wer schneller fährt bezahlt das mit Mehrverbrauch, aber ab 130 fangen die meisten Motoren an wie durstige Kamele zu saufen. Das Fahrwerk des C-HR ist sehr ausgewogen, auch schnelle Kurven lassen sich locker machen. Unebenheiten werden recht gut weggebügelt. Die hohe Sitzposition ist eine Wohltat.

Interieur und Platzangebot

Auf knapp 4,4 Metern Gesamtlänge sitzen vor allem Fahrer und Beifahrer sehr angenehm. In der hinteren Sitzreihe geht es nicht ganz so spaziös zu, aber ein „normalgroßer“ Mensch sitzt angenehm. Durch die coupéhafte Form sind aber die hinteren Scheiben klein und hochgezogen. Ein Mitfahrer meinte es sitze sich wie in einer dunklen Höhle. Der Kofferraum ist mit 377 Liter angenehm dimensionert. Die Hybridbatterien nehmen keinen Platz weg, da unter dem Hintersitz montiert. Der Arbeitsplatz des Fahrers ist sehr übersichtlich und schön designt. Die Materialien wirken wertig und man findet hautsächlich Soft-Touch Oberflächen. Das 8-Zoll große Infotainmentsystem ist auf Augenhöhe mit dem Fahrer - die Soft- und Hardware bedarf allerdings dringend einer Überarbeitung. Auch Android Auto und Apple CarPlay sind mit dem Toyota Touch & Go 2 nicht möglich - für Digital Natives ist das heutzutage fast wichtiger als ein eingebautes Radio.

Fazit

Der Toyota C-HR Hybrid hinterlässt einen hervorragenden Eindruck. Dank der kompakten Maße trifft er den Zeitgeist, als SUV tut er das ja sowieso. Das Design polarisiert zwar, aber vielen scheint es doch eher zu gefallen. Der Motor ist zwar kein Supersprinter, aber das Ziel eines Hybriden ist es Benzin zu sparen. Das erfüllt das System im C-HR, es erreicht das Niveau eines sparsamen Diesels - auch bei längeren Autobahnetappen. Die steuerlichen Vorteile eines Vollhybriden sind zwar nicht so groß, aber immerhin bezahlt man nur für den Verbrenner Motorsteuer. Angesteckt werden muss er auch nicht, denn der Benziner lädt die Batterie während der Fahrt auf und auch beim Bremsen wird Energie rückgewonnen. Insofern ist der Hybridler perfekt für jemanden, der zuhause keine Möglichkeit hat ein E-Auto oder einen Plug-In Hybriden aufzuladen und trotzdem sparsam unterwegs sein will. Diese Technik beherrscht Toyota mittlerweile seit 21 Jahren perfekt. Das ganze hat aber natürlich seinen Preis: Der günstigste C-HR Hybrid startet bei EUR 27.800, unser Testauto kam mit ein paar Extras auf rund 30.000 Euro. Den C-HR mit reinem Verbrenner gibt es bereits ab EUR 22.400, dann aber mit Schaltgetriebe. Der C-HR ist übrigens auch mit Allrad erhältlich, dann allerdings auch ohne Hybridantrieb.

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