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Erdbeeren auf Styropor? Hoffentlich nicht bald Realität ...
Erdbeeren auf Styropor? Hoffentlich nicht bald Realität ...
moodboard/iStock/Thinkstock

Styropor-Beeren: Wollt ihr so etwas essen?

25.11.2015 um 14:52, Roman Lechner
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Ich kann meinen Ärger über diese Sache gar nicht laut genug äußern. Wir werden für dumm verkauft! Es geht um ein Plakat mit einem Inhalt, der mir fast die Sprache verschlägt. Anfangs dachte ich, es sei ein Schmäh. Lest selbst.

Über folgendem Werbeflyer, der Erdbeeren zeigt, steht folgendes: „Diese köstlichen Erdbeeren wachsen in Gartenerde, die Styropor enthält. Was gut für die Erdbeeren ist, ist auch gut für die Umwelt. Styropor schützt: die Erde vor Verdichtung, die Fassade vor Wärmeverlusten.“

Ob diese Erdbeeren noch schmecken?

Was soll dieser Unsinn? Wer glaubt denn so etwas? Wie gut und gesund können Erdbeeren sein, die auf Styropor heranreifen? Auf diesem Werbesujet wirbt man ernsthaft für den Isolierstoff Styropor – ein Dämmmaterial, das aus Styrol und somit reinem Erdöl besteht. Es gibt Menschen, die meinen, Erdöl stamme aus der Natur und komme nach der Verbrennung wieder in den ökologischen Kreislauf zurück. Ja, klar, so gesehen stimmt das sogar. Aber der Lebenszyklus von Erdöl beträgt ein paar Millionen Jahre - und die von uns Menschen maximal 120.

Glaubt nicht alles!

Glaubt bitte nicht alles, was man euch auftischt. Das zeigen uns ja auch die aktuellen Ereignisse in der Politik ganz deutlich. Wie Dinge wirklich laufen, das erfahren wir viel zu selten. So wie in dieser Werbung werden Fakten immer wieder verdreht und so geschickt dargestellt, dass wir sogar noch damit beginnen, unseren eigenen Hausverstand zu hinterfragen. Wer weiß, vielleicht sind unsere Kinder dank dieser Styropor-Werbung in einigen Jahren tatsächlich davon überzeugt, dass Erdbeeren ausschließlich und ganz natürlich auf Erdöl wachsen?

Ich kann mich noch erinnern, als ich als Student einmal versucht habe, ein Seminar über Naturfarben zu organisieren. Ich habe es nicht geschafft, mein Vorhaben umzusetzen. Warum nicht? Weil sich der Chemieprofessor und Studiengangsleiter dagegen gewehrt haben. Aus gutem Grund, denn der eine war bei einem Chemiekonzern angestellt und wollte dieses Wissen über Naturfarben nicht verbreiten, der andere ist mitgelaufen. Ist das nicht traurig?

Dabei brauchen wir diesen ganzen Mist gar nicht. In unseren Körpern sind Messinstrumente eingebaut, auf die wir uns verlassen können: Riechen, Greifen, Fühlen, um herauszufinden, was sich gut anfühlt und was nicht. Wenn ich mein Hirn einschalte und meinem Verstand vertraue, baue ich mir sicher keine Erdbeeren auf Styropor an!

Für Fragen stehe ich euch gerne zur Verfügung, schreibt an rgl@rgl.at

Roman Lechner ist Inhaber der Waldviertler Vollholztischlerei Lechner. Er war Designer bei einem der größten Möbelhäuser Europas sowie Produktentwickler bei einem Luxusyachtenausstatter.

Roman Lechner bloggt auf der Meinungsplattform fischundfleisch, wo jeder bloggen und mitdiskutieren kann.

www.fischundfleisch.com

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