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Was Frauen wollen: Echte Kerle haben nach wie vor Hochkonjunktur

07.04.2014 um 17:07, A B
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Emanzipation hin, Genderwahnsinn her. Echte Kerle haben scheinbar nach wie vor Hochkonjunktur. Frauenversteher und sogenannte Weicheier sind zwar ganz nett, aber doch eher nur in Ausnahmefällen begehrt, wie Umfragen belegen.

"Macho Macho kannst net lernen, Macho Macho muss man sein! Macho Macho sind fast immer vorn dabei." Der Fendrich-Song hat zwar gute 25 Jahre am Buckel, aber offenbar nichts an Aktualität eingebüßt. Laut einer Studie von FriendScout24 würden drei Viertel der Frauen ­zwischen 18 und 25 Jahren die selbsternannten "harten Jungs" vermissen, gäbe es selbige plötzlich nicht mehr.

Definition

Das Wort "Macho" kommt aus dem Spanischen und ist abgeleitet aus dem Wort "Machismo", was so viel bedeutet wie Tiermännchen, aber auch starker, robuster und weiters dummer, tölpelhafter Mann. Sylvia Eder, Pädagogin an der Universität Salzburg: "Von einem Macho wird erwartet, dass er sein sexuelles Interesse an Frauen und seine Körperlichkeit durch materielle Güter augenscheinlich zeigt und sich deutlich von Weiblichkeit abgrenzt." Dies bringt der Macho auch in seiner Sprache zum Ausdruck. Ein perfektes Beispiel dafür ist etwa Charlie Sheen in seinen diversen Rollen, in denen er sich stets selbst zu spielen scheint: finanziell mehr als unabhängig, bis zu einem gewissen Grad attraktiv, charmant, verwegen, aber ein unverbesserlicher Schürzenjäger.

Anziehung

Unentwegt Bier trinkende, am Sofa hockende und frauenfeindlich agierende Ur-Machos auf einem tiefen sozialen Niveau, wie etwa die legendäre österreichische Filmfigur "Mundl", sind wohl nicht jene Männer, an die Autorin Sigrid Goddard denkt, wenn sie sagt: "Die Rückkehr der echten Kerle als Frauenmagnete, kann ich nur unterschreiben." Die Verfasserin des Buchs "Die Männer, die wir lieben und die Luschen, die wir kriegen" meint, Männer sollten Machos im positiven Sinne sein. Die Phase der Softies und guten Zuhörer sei einfach passé. Ähnlich gelagert ist der Fall bei Goldkettchen- mit Brustpelz-Trägern und den Fahrern von aufgemotzten 300-PS-Speibschüsseln. Auch Forscherin Sylvia Eder bestätigt: "Als Merkmale, die einen Mann begehrenswert machen, werden häufig gutes gepflegtes Aussehen, hohes Einkommen und anerkannter sozialer Status genannt sowie soziale Kompetenz und Emotionsfähigkeit, aber auch Merkmale wie Stärke, Mut, Fleiß, verantwortungsvoll und sexuell aktiv." Als No-Go werden Ungepflegtheit, Ungebildetheit und Hilflosigkeit genannt. Goddard ergänzt beispielsweise um Sandalenträger und Vegetarier. Merkmale von Männlichkeit hingegen seien auch Wildheit und Verwegenheit. "Vielfach sagen Frauen, dass sie doch einen rich­tigen Mann wollen und nicht so ein Weichei", berichtet Eder.

Unkaputtbar

Der niederösterreichische Psychologe Erich Lehner sieht die Faszination des Machos im positiven Wortsinn in unserer Kulturgeschichte begründet. "Das kulturelle Bild des Mannes ist einfach das des Ernährers, ­Beschützers und Erzeugers." Dies sei auch nach wie vor ein Orientierungsmuster für das männliche Selbstbewusstsein. Auch das heute vorherrschende Männerbild definiere sich hauptsächlich durch Abgrenzung – vor allem von Frauen, sowie das Konkurrenzdenken gegenüber anderen Männern. "Einflussreiche Stellen in der Wirtschaft sind nach wie vor zu größten Teilen in männlicher Hand", spricht Lehner eine oft kontrovers diskutierte Realität gelassen aus. Lehner wie auch Eder weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass medial zwar gern transportiert werde, Männer befänden sich in der Krise und schuld daran seien Frauen und Feminismus, diese Darstellung aber angesichts der Lebensrealität von Männern und ­Frauen überzogen sei.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Zu Beginn der 2000er-Jahre gab es kurzfristig eine schwere Zeit für harte Kerle. Dank Fußballstar David Beckham waren Metrosexualität und übertriebenes Styling für Burschen plötzlich nicht nur salonfähig, sondern es war durchaus en vogue, dass die Jungs sich gebärdeten wie Ladys. Und selbst der damals vor Liebe zu Katie Holmes offenbar brennende Tom Cruise, der eine Zeit lang ständig mit schnulzigem Gesülze aufhorchen ließ, wurde nicht flächendeckend verlacht. Heute sieht es wieder anders aus, als echte Männer gelten Haudegen, die wie ­Felix Baumgartner aus der Stratosphäre todesmutig Richtung Erde springen. Auch in Film und Fernsehen feiern die Machos seit einiger Zeit ein fulminantes Comeback – den Anfang machten vielleicht die Wiederauflagen Rocky und Rambo, die verdeutlichten, dass der wortkarge, muskelbepackte, schweißtriefende menschliche Kleiderschrank wieder Terrain zurück erobert. In "The Expendables" machten Sylvester Stallone, Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger gemeinsam mit ­etlichen anderen alten Kol­legen aus der Machofraktion einen auf super männlich, und aktuell rettet Thor die Welt und seine große Liebe nebstbei sowieso auch.

Tratschtante Dominic Heinzl gilt als Weichei.

Tendenzen

Erkenntnisse aus der Forschung haben laut Sylvia Eder bisher gezeigt, dass im täglichen Leben weder der Macho verschwunden, noch der moderne Mann zum Standard geworden ist. Vielmehr habe sich eine zunehmende Tendenz hin zum ­modernen Mann und zum Mischtyp gezeigt. Zeitgenössische Lebensansichten scheinen sich bei den Männern aber vermehrt durchzusetzen. Traditionelle wie neue Einstellungen werden zudem miteinander kombiniert. Pragmatische Einstellungen könnten, laut der Expertin, künftig bevorzugt werden, da diese gesellschaftlich (bei Frauen!) am wenigsten problematisch wären. Fest steht, dass aus traditionellen Männern nicht gleich moderne Männer werden und sich der immer wieder prognostizierte Wandel langsamer vollzieht als erwartet. Der Macho hat also nach wie vor Saison.

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