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Corbis

Wandern ist nicht nur für den Körper, sondern auch die Seele gut

01.09.2014 um 12:34, A B
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Neue Studien zum Thema zeigen: Wandern reduziert nicht nur Körperfett, sondern befreit auch den Kopf und beflügelt die Seele. Vor allem in den Bergen ist Gehen ein effektives Ganzkörpertraining.

Man nehme 36 unsportliche Bewegungsmuffel und teile sie in zwei Gruppen. Gruppe eins macht weiter wie bisher (faulenzen). Gruppe zwei geht zweimal pro Woche wandern. Dabei handelt es sich keineswegs um Gewaltmärsche. Die Strecken sind maximal 5,5 km lang, dafür brauchen die ungeübten ­Bürohengste je nach Gelände etwa eineinhalb Stunden.

Schlanker und fitter

Zwischendurch wird ein wenig geturnt, zur Entspannung und zur Koordination. Nach sieben Wochen werden die Teilnehmer der Studie (Universität Hagen) untersucht. Das Ergebnis: Die Wandersleut’ haben im Schnitt 1,3 Kilogramm Gewicht verloren und ihren BMI deutlich verbessert. Die Blutdruckwerte sind bei den wandernden Probanden besser, die Herzfrequenz niedriger als bei den Sitzenbleibern. Kurz: Die Wanderer sind nach nicht einmal zwei Monaten deutlich gesünder als zuvor.

Gemütlicher Kalorienkiller

In einer weiteren Studie setzte ein männlicher Proband (35 Jahre, 82 Kilogramm, 1,78 Meter) bei einer leichten Wanderung im ebenen Gelände in zwei Stunden 700 kcal um. Klingt nicht viel? Bei eineinhalb Stunden Joggen verbraucht man auch nicht mehr. Da ist gemütliches Wandern doch um einiges angenehmer … Derselbe Teilnehmer ließ bei einer dreistündigen Bergtour, bei der er 1.000 Höhenmeter ­zurücklegte, sogar über 1.000 kcal auf der Strecke. Wandern ist also ein durchaus ernstzunehmendes

Fitnesstraining

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Gut gegen Fett & Stress

Doch es geht noch effektiver: Wenn man das Wandern am Berg betreibt. Der Bregenzer Internist Professor Egon Humpeler erforscht seit ­Jahren die gesundheitlichen Effekte von Aufenthalten in mittlerer Höhenlage (1.200 bis 2.000 Meter). Dazu „verordnete“ er Studienteilnehmern drei Wochen moderates Nordic Walken bzw. Wandern in Obertauern auf 1.700 Metern Seehöhe. Die beeindruckenden Ergebnisse: Verbesserung des Herz-Kreislauf-Systems, Aktivierung des Stoffwechsels, Verbesserung der Qualität der roten Blutkörperchen und der Sauerstoffversorgung sowie signi­fikanter Stressabbau.

Bergland schlägt Flachland

Eine Vergleichsgruppe, die der Professor in Bad Waltersdorf (Seehöhe: 200 Meter) ebenso lange auf Wanderschaft schickte, erzielte ähnlich gute Ergebnisse. Mit ­einem gewichtigen Unterschied: Die Bergfexe hatten durchschnittlich drei Kilo Gewicht verloren, und das ohne jede Diät. Wer regelmäßig ­seine Wanderschuhe schnürt, trägt sogar zur Krebsvorbeugung bei. Körperlich Aktive haben ein geringeres Risiko, an Krebsarten wie Brustkrebs oder Darmkrebs zu erkranken. Wie gut das Gehen der Seele tut, haben wohl die meisten Wanderer schon ­erfahren dürfen. Konkret: Durch die körperliche Bewegung wird Adrenalin abgebaut, die Stresshormone werden weniger. Gleichzeitig ­reagiert das Gehirn auf die positiven Sinneseindrücke (Natur, Licht, Bewegung) und schüttet Endorphine aus. Wandern ist deshalb für Menschen gut geeignet, die zu ­depressiven Verstimmungen oder Panikattacken neigen. Wie heißt es im beliebten Wanderlied? „Wir wandern ohne Sorgen, singend in den Morgen, noch ehe im Tale die Hähne krähn.“

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