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Wenn beim Schäfchenzählen ganze Herden entstehen, liegt vermutlich eine Schlafstörung vor.
Wenn beim Schäfchenzählen ganze Herden entstehen, liegt vermutlich eine Schlafstörung vor.
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Sandmännchen komm! Ursachen von Schlafstörungen und Therapien

11.06.2014 um 12:10, A B
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Unruhige Fahrten im Gedankenkarussell, wütende Kämpfe mit dem Polster und verzweifeltes Schäfchenzählen – für ein Viertel der Bevölkerung ist das Bett kein Ort der Erholung, sondern eine Stätte der Qual. Schlafstörungen müssen abgeklärt werden.

Warum wir überhaupt schlafen müssen, ist wissenschaftlich nicht restlos geklärt. „Obwohl in der Schlafmedizin noch viele Fragen unerforscht sind, weiß man, dass der Schlaf für die Aufrechterhaltung der Körperfunktionen eine wesentliche Rolle spielt“, sagt der Neurologe Christoph Röper, Leiter des Schlaflabors im AKH Linz. Im Schlaf regeneriert sich das Immunsystem, Zellen werden repariert, Körpertemperatur, Herzfrequenz und Blutdruck sinken – der Körper „spart“ Energie. Der Schlaf fördert Wohlbefinden und Vitalität, neu gelernte Fähigkeiten werden im Gedächtnis gespeichert. Soweit, so gut – doch was, wenn das „Aufladen“ nicht mehr funktioniert?

Teufelskreis

Es gibt 88 verschiedene Schlafstörungen. Besonders häufig tritt die ­sogenannte „Psychophysiologische Insomnie“ auf. Diese meist chronische psychogene Störung geht mit erhöhter körperlicher Angespanntheit und erlerntem Fehlverhalten einher, die das Schlafen verhindern. Sorgen, ewiges Grübeln, Belastungen und Stress verstärken die Schlafstörung. „Je verzweifelter der Patient um den Schlaf kämpft, desto erregter und weniger schlaffähig wird er“, erklärt Dr. Röper. Meist leben die Patienten tagsüber in Angst vor einer wei­teren schlechten Nacht. Beim Zubettgehen sind sie müde, doch kaum im Bett, hellwach und können nicht einschlafen.

Schlaf-Labor

Wenn Schlafstörungen mindestens drei- mal wöchentlich für die ­Dauer von mindestens einem Monat auftreten, sollte das Problem medizinisch abgeklärt werden. In der Schlafambulanz und im interdisziplinären Schlaflabor des AKH erfolgt bei jedem Patienten eine genaue neurologische Durchuntersuchung. Der Patient füllt spezielle Schlaffragebögen aus, die Laborwerte werden gecheckt. Beim Schlafen im Labor werden Hirnströme, nächtliche Augenbewegungen, Muskelbewegungen sowie die Herz-Kreislauf-Funktionen und die Atmung überwacht. Auch die Beinbewegungen und die Körperlage werden untersucht. Anschließend folgt eine genaue Besprechung des Befunds und Aufklärung über Therapiemöglichkeiten.

Bewährte Hausmittel

„Die Therapie ist abhängig von der zugrunde liegenden Schlafstörung“, sagt Dr. Röper. Prinzipiell sind nichtmedikamentöse Maßnahmen – sprich alte Hausmittel – sinnvoll, bevor mit einer medikamentösen Therapie begonnen wird. Auf schwere Mahlzeiten und Alkohol verzichten, ein warmes Vollbad, Entspannungsübungen sowie ein kühles, durchlüftetes Schlafzimmer sind grundsätzlich wichtige Maßnahmen für einen erholsamen Schlaf. Baldrian, Vanille und Passionsblume wirken in Form von Tees und Düften beruhigend und schlaffördernd.

Häufige Schlafstörungen

Schlafapnoe-Syndrom: Bei dieser schlafbezogenen Atmungsstörung treten wiederholte Atemstillstände auf (5- bis 10-mal pro Stunde), die mit einem Abfall der Sauerstoffsättigung im Blut einhergehen. Die ­Patienten schnarchen zumeist laut, haben Schlafstörungen und zeigen eine vermehrte Tagesschläfrigkeit.
Restless Legs-Syndrom: Die Patienten klagen über aufsteigende Missempfindungen in den Beinen, meist in Ruhe und beim Einschlafen, einhergehend mit einem intensiven Bewegungsdrang, der sich nur durch Bewegung aufheben lässt und in Ruhe rasch wiederkehrt. Rund 10 bis 12 Prozent der Bevölkerung sind betroffen.
Narkolepsie: Die Betroffenen schlafen mehrmals am Tag bei eintönigen Situationen ein, leiden unter ­exzessiver Tagesmüdigkeit, der Nachtschlaf ist deutlich gestört.
Kataplexie: plötzlicher Spannungsverlust der Muskulatur, der zu Stürzen führen kann – ausgelöst durch emotionale Stimuli wie Wut, extreme Freude oder Angst.
Schlafparalyse: Die Patienten liegen wach im Bett, können aber kurzzeitig weder Arme noch Beine ­bewegen.

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