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Kurse für Kinder: Zu viel Programm in der Freizeit überfordert Ihr Kind

15.04.2014 um 18:55, A B
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Eltern glauben, dass Kurse nach präzisen ­Vorgaben die effizienste Förderung darstellen. Wahr ist: Nur wenn ein Kind sich auch mal langweilen darf, findet es seine echten Interessen. Wie bei vielen Dingen gilt die Regel: Weniger ist mehr.

Kein Kind braucht eine perfekte Kindheit, es reicht eine glückliche.“ Maria Tischler, Psychotherapeutin in Wien, ermutigt Eltern, auf ihre Intuition zu vertrauen: „Kein Erwachsener möchte jeden Tag verplant und fremdbestimmt sein. Also: Warum das seinen Kindern antun?“ Die Angst, der Nachwuchs könnte etwas verpassen, später sei es zu spät, um eine Karriere als ­Pianist oder Balletteuse zu starten, sei unbegründet. Wer schon als Fünfjähriger dreimal wöchentlich in einen Spezialkurs gesetzt wird, verliert die Fähigkeit, sich selbst zu beschäftigen. Die Angebote sollten vielmehr die Freiheiten des Kindes erweitern. „Wenn ein Kind in einer Tätigkeit Freude sowie Interesse und eventuell besonderes Talent zeigt, ist eine Unterstützung darin durch die Eltern wertvoll und wünschenswert“, so die Expertin.

Überforderung

Gemeinsame Zeit mit den Eltern ist wichtiger als jede Musik- oder Sportstunde. Am wichtigsten ist es, die Kinder alles spielerisch und ohne Druck probieren zu lassen. Kein Kind wird echte Freude an einer Sache entwickeln können, wenn es jedes Mal hört, wieviel der Kurs gekostet hat.

Judo und Turnen

Bewegung ist immer gut – und wenn der 4-Jährige beim Turnen begeistert mitmacht, warum nicht. Die geregelte körperliche Auseinandersetzung mit einem Partner, insbesondere mit ständigem engen Körperkontakt wie im Judo oder bei Kinder-Selbstverteidigungskursen, soll auch zur Gewaltprävention beitragen. Neben der Bewegung werden Werte wie Selbstbeherrschung, Höflichkeit, Mut und Respekt vermittelt. Tipp: Manche Vereine lassen Kinder schon ab 3 Jahren auf die Matte. Richtiges Judo beginnt ab 6 Jahren.

Ballett

Primaballerina ist der Traumberuf vieler junger Mädchen. „Echtes Ballett im Alter von drei oder vier Jahren ist definitiv zu früh. Ab 8 Jahren macht eine Vorbildung Sinn“, weiß Peter Rille von der Wiener Staatsoper. Tipp: Mit den Kindern in die Oper gehen: Schwanensee, Dornröschen oder Nussknacker infizieren mit dem Tanz.

Instrument

Je jünger ein Kind ist, desto lockerer geht es an die Sache heran. Um wirklich ernsthaft ein Instrument zu erlernen, braucht es aber auch analytisches Denken. Und das kommt erst mit der Schulreife. Tipp: Die meisten Musikschulen bieten Musikalische Früherziehung ab 3 Jahren, wo Kindergartenkinder spielerisch für Musik begeistert werden. Singen ist natürlich auch zu Hause erlaubt!

Sprache

„Bis in die Pubertät haben Kinder die Fähigkeit, eine Sprache akzentfrei zu lernen“, weiß Ursula Rettinger von der Sprachschule Berlitz. Tipp: Am besten ist es, wenn eine Zweitsprache ­spielerisch „nebenbei“ erlernt wird. Viele Kindergärten haben Spielstunden mit Native Speaker. Das Spielen steht vor dem Spracherwerb.

Babyschwimmen

Von der Fruchtblase ins Pool: Kurse gibt es für Babys ab 3 Monate. Das Baby soll das Element Wasser entdecken, mit echtem Schwimmen hat das Programm nichts zu tun. Frühestens ab 3 Jahren können Kinder schwimmen. Tipp: „Babyschwimmkurse leisten keinen Beitrag zur Verhinderung von Ertrinkungsunfällen“, so der Wiener Kinderarzt DDr. Peter Voitl.

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