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Mit Web-Videos auf Youtube Kasse machen
Mit Web-Videos auf Youtube Kasse machen
Thinkstock

Geldmaschine Youtube: Originelle Videos können viel Geld einbringen

10.06.2014 um 17:20, A B
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Vom beißenden Baby Charlie über eine animierte Orange bis hin zu Megastars wie Justin Bieber oder Lana Del Rey: Auf YouTube kann jeder über Nacht berühmt werden. Originelle Videos werden Millionen Mal angeklickt und bringen viel Geld.

230.000 Euro im Jahr sind ein Luxus-­Gehalt. Noch besser ist es, wenn man ein solches Sümmchen allein mit YouTube-Videos erzielt. Für Shane Dawson wurde dieser Traum Wirklichkeit. Der 24-jährige Kalifornier ist der Top-Verdiener unter den YouTube-Stars. Der „unschuldige Junge mit dem schmutzigen Mundwerk“, wie sich Shane selbst beschreibt, begeistert seine Fans mit Comedy-Clips und Parodien von Musik-­Videos. Dank seiner Blödel-Filmchen konnte er vor zwei Jahren bei seinen Eltern ausziehen. Mittlerweile residiert er sogar in einem Luxus-­Appartement in Hollywood. Nobel, nobel – für einen ­YouTube-Spaßvogel!

Kohle durch Klicks

Shane Dawson hat es zu einer Fangemeinde von sechs Millionen YouTube-Abonnenten gebracht. Je mehr Aufrufe ein Beitrag hat, desto mehr Einnahmen bekommt YouTube-Besitzer Google, der vor den Videos Werbung schaltet. Sobald ein neues Video online ist, werden die Abonnenten benachrichtigt. Das verhilft den Stars zu noch mehr Klickraten – und die Kasse klingelt.

Machen wir Fifty-Fifty

„Die Hälfte der Einnahmen gehen direkt an unsere YouTube-Partner. Wie viel die Künstler genau verdienen, verraten wir nicht“, erklärt YouTube-Pressesprecherin Mounira Latrache aus Deutschland. Konkrete Zahlen liefert dafür der Webdienstleister Tubemogul. Er errechnete, dass Werbende 1,10 Euro pro Tausend Klicks auf YouTube an Google bezahlen. Weiters ermittelten die Web-Analytiker die zehn Top-Verdiener auf YouTube. Das Ergebnis: Von den zehn meistgeklickten ­Video-Bloggern verdienen sechs über 100.000 Euro im Jahr – alleine mit Werbung. Ein Extra-Taschengeld verdienen die YouTube-Stars noch in der sogenannten „Offline Welt“. In ihren ­Online-Shops verkaufen sie T-Shirts, Kalender, Stofftiere und DVDs an ihre treue YouTube-Fangemeinde und kassieren damit kräftig ab.

„Besonders wichtig ist die Kanal- und Abonnentenpflege. Man muss mit den Fans in Kontakt bleiben und alle Trends verfolgen“, verrät Latrache. Weitere Regeln für den Erfolg auf YouTube: Künstler, die sich zu YouTube-Netzwerken zusammenschließen, haben den Vorteil, sich gegenseitig zu promoten und zu pushen. Auch in Österreich entstehen immer mehr dieser YouTube-Netzwerke. Zu einem der aufstrebendsten ­Talente aus Österreich zählt Comedy-Blogger Michael Buchinger. Der witzige, aufgedrehte Student ist Teil des österreichischen Netzwerks „gretlproductions“. „Ich habe vor drei Jahren damit angefangen, Videos auf YouTube zu veröffentlichen. Freunde hatten mir dazu geraten, die Sketches, die ich in meiner Schulzeit drehte, hier zu veröffentlichen“, so Buchinger. Jeden Freitag lädt Buchinger ein neues Video hoch und hat bis jetzt 25.439 Abonnenten – und täglich werden es mehr.

Spiel mit mir

Zu den neuen Sternen am YouTube-Himmel zählen auch die „Gamer“. 27 Millionen Abonnenten und 4,6 Milliarden Aufrufe hat etwa „PewDiePie“. Der 23-jährige Schwede ist mit Filmen über Videospiele der unangefochtene Star bei YouTube in der Gamer-Community. Mit ganz viel Humor, Grimassen und einem oft irren Lachen zeigt der perfekt Englisch sprechende Gamer seinen Fans, wie er vor der Kamera neue Videospiele ausprobiert. Auch Gronkh, ein professioneller „Vorspieler“ aus Köln, wurde durch das Internet berühmt. Der Erfolg ist so groß, dass der Game-Spezialist schon seit längerer Zeit von seinem YouTube-Gehalt leben kann.
Der Weg zum YouTube-Star. Die Gamer-Szene zeigt ­deutlich, dass es heutzutage grundsätzlich jeder zum YouTube-Star bringen kann – vorausgesetzt, dass gebotene Programm findet sein Pub­likum. Denn nur wer eine hohe Reichweite erzielt, profitiert tatsächlich vom YouTube-Partnerprogramm, das die Videoproduzenten an den Werbeeinnahmen beteiligt.

Nervende YouTube-Orange

Dass dabei oft nicht die sinnvollsten Inhalte führend sind, belegt das Beispiel einer ­nervenden Orange, die es zu ­einiger Berühmtheit gebracht hat. „The Annoying Orange“ ist eine US-Webserie von Dane Boedigheimer. Die Hauptrolle spielt eine animierte Orange, die anderen Früchten oder Gemüse auf die Nerven geht. Der Schöpfer soll bis jetzt rund 10 Millionen Euro mit seiner YouTube-Nervensäge abgecasht haben.

Plötzlich Star

You­Tube gibt es jetzt seit gerade mal neun Jahren, hat aber bereits viele No-Names zu Megastars gemacht. Das beste Beispiel ist Justin Bieber. Seine Mutter stellte Videos seiner Auftritte auf die Video-Plattform, um sie ihren Verwandten zu zeigen. Der Musikmanager Scooter Brown stolperte zufällig darüber und zeigte sie R ’n’ B-Sänger Usher, der Bieber an das Major-Label Island Records vermittelte. Jetzt ist Bieber ein Superstar mit einem geschätzten Privatvermögen von 110 Millionen Dollar. Neben dem heutigen Pop-Rüpel zählt auch Lana Del Rey zu den erfolgreichsten aller YouTube-Stars. Mit ihrem Clip zu ­„Video Games“ schaffte die Schöne den Durchbruch.

Parodien-Lieblinge

Auch Rapper Cro, der Junge mit der Pandamaske, landete mit seinem YouTube-Video zum Song „Easy“ einen Volltreffer und wurde über Nacht zum Star. Sein Video wurde etwa 30 Millionen Mal angeklickt und zählt damit zu den ­erfolgreichsten deutschen Rap-Videos auf YouTube.

Alle veralbern Miley Cyrus. Oft sind sogar die Parodien zu Musik-Clips beliebter als die Originale. „Das meist ­parodierte Video 2013 war Miley Cyrus Hit ,Wrecking Ball“, so Latrache. Auf YouTube kursieren eine Vielzahl von Cover-Versionen. Im Clip schaukelt die Sängerin hüllenlos auf einer Abrissbirne („Wrecking Ball“) – soviel nackte Tatsachen inspirieren natürlich kreative Köpfe. Und wie sieht es mit den Urheberrechten aus? Auch Superstars wie Shakira, Rihanna oder Lady Gaga machen laut YouTube mit ihren Hits auf der Plattform Geld. „Die Stars oder ihre Plattenfirmen bekommen einen Teil der Werbeeinschaltungen. Sogar dann, wenn ihre Musik, nur als Hintergrund eines privat gedrehten Films, wie z. B. einem Hochzeitsvideo, läuft“, so Latrache. Das bestätigt auch Universal Music. „Plattenlabels können unter Berücksichtigung eines gül­tigen Publishing-Deals mit YouTube pro Stream verdienen“, so eine Sprecherin von Universal Music. Werden tatsächlich Urherberrechte verletzt, wird das Video ­sofort gesperrt.
Kinofilme im Netz. Filmstudios unterstützen teilweise auf YouTube gezeigte Kino-Mitschnitte. Sie kurbeln den Verkauf von DVDs an. Nicht erlaubt sei jedoch, ganze Kinofilme, die möglicherweise sogar noch zeitgleich im Kino laufen, auf YouTube zu stellen. Ganz ohne Recht und Ordnung geht es dann eben doch nicht – auch nicht auf YouTube.

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