Rhetorik-Tricks: Angriff der Killerphrasen!
Um unser Wohlbefinden laufend zu steigern, ist uns keine Mühe zu groß: Wir gehen wellnessen, lassen uns massieren, gönnen uns teure Pflegeprodukte, Friseurbesuche und Beauty-Treatments. Mehr Entspannung braucht der Alltag! Dabei vergessen wir, dass unser Leben schon durch kleine Tricks viel gelassener und stressfreier werden könnte. Was wir dafür ändern müssen? Unsere Sprache.
Ganz kurz, ganz schnell
An den Unis haben Versuche bereits bewiesen: Gehörte Worte haben eine Wirkung auf unser Gehirn. So sollen Vokabeln wie "quälend" oder "zermürbend" das Schmerzzentrum sogar im gleichen Maße aktivieren wie Nadelstiche. Richtige Formulierungen hingegen können wahre Wunder bewirken. Erste Regel: Schluss mit der häufigen Verwendung von Floskeln wie "Ich erledige noch schnell" oder "nur ganz kurz" – sie machen unseren Alltag noch stressiger, als er sowieso schon ist.
Immer wieder müssen
Zweiter häufiger Fehler: Das Wort "müssen". Ein wahrer Glücksverhinderer, der sich quasi schon als Standard-Formulierung in unserem Sprachgebrauch etabliert hat, sobald man von seinen Plänen spricht. Besser: Sagen Sie "Ich werde morgen nach Zürich fliegen" anstatt "Ich muss nach Zürich fliegen". Bestätigen Sie sich selbst Ihre Entscheidungsfreiheit und entkommen Sie so der permanenten Knechtschaft.
Möchte, würde, hätte
Na, fühlen Sie sich schon beser, wenn Sie Ihre Vorhaben richtig formulieren? Gut so! Weitere Ausdrucksformen, die Sie aus Ihrem Alltag verbannen dürfen: "Ich möchte vielleicht noch anmerken, dass …", "Ich würde theoretisch sagen …" oder "Ich hätte womöglich gerne …" Nur in vereinzelten Situationen, in denen sehr viel Wert auf Höflichkeit gelegt wird, sind solche Formulierungen angebracht. Ansonsten gilt: Drücken Sie sich klar und direkt aus, wie z. B. mit "Ich finde es wichtig, …" oder "Ich will, dass …", da Sie sich hier nicht selbst gedanklich von Ihren eigenen Aussagen distanzieren.
Zeitfehler vermeiden
Einen weiteren Schritt in Richtung Gelassenheit können wir machen, indem wir unsere Vorhaben in der richtigen Zeit formulieren. Rhetorik-Experten wissen: Geht man nach der Sprache, macht der Mensch heutzutage alles gleichzeitig – "Morgen gehe ich zum Yoga", "Ende der Woche schreibe ich eine Prüfung" und "Nächstes Jahr mache ich eine fette Party". Wir packen viele zu erledigende Sachen in die Gegenwart, für die wir eigentlich noch genügend Zeit haben. Tipp: Nur noch das Aktuelle in der Gegenwart formulieren, alles andere in die Zukunftsform packen.
Weg mit dem Negativismus
Je mehr Sie auf Ihre Ausdrucksweise achten, desto mehr werden Sie merken, dass wir tendenziell negativ formulieren. Dabei könnten wir statt "Ich will nicht zu spät kommen" auch "Ich will rechtzeitig da sein" sagen. Denn das Wort „nicht“ wird vom Gehirn oft gar nicht richtig aufgenommen, wissen Rhetorik-Experten. Auch die Floskel "Hab keine Angst" sollte gestrichen und so umformuliert werden, dass das negative Wort "Angst" nicht vorkommt. "Du schaffst das" ist z.B. eine gute Alternative.
Ende gut, alles gut
Haben Sie Ihren Kindern auch schon einmal "Schuhe anziehen!" befohlen? Dann sprechen Sie hin und wieder in unvollständigen Sätzen. Dabei hat der Satz eine höhere Wirkung, wenn er vervollständigt wird. Sagen Sie lieber "Zieht bitte eure Schuhe an" oder "Lassen Sie mich bitte durchgehen" anstatt „Kann ich mal durch?“ Natürlich können wir unsere jahrelang antrainierte Sprache nicht von heute auf morgen ändern. Aber vermeiden Sie jetzt Gedanken wie "Ich kann das nicht", sondern sagen Sie sich laut: "Ich kann das noch nicht." Denn gut Ding braucht eben Weile.