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Für immer jung dank Pflanzen aus dem Wald?
Für immer jung dank Pflanzen aus dem Wald?
betyarlaca/iStock/Getty Images Plus/Getty Images

Wahre Naturtalente: Pflege aus Wald und Meer

24.04.2019 um 12:53, Andrea Schröder
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Welche Kraft in den Schätzen von Wald und Meer steckt: Die Wirkung von Moos, Farn, Waldhonig, Schnecken, Algen, Plankton, Meerseide und Perlmutt auf unser Aussehen und unser Wohlbefinden.

Wälder laden heute auf der ganzen Welt Erholungssuchende ein, Stress und Hektik zu vergessen. In Japan etwa entdeckte man die positiven Effekte von Shinri Yoku, also des "Waldbadens", bereits in den Achtzigerjahren. Heute ist der Aufenthalt im Wald sowohl in Japan wie auch in Korea Teil der Gesundheitsvorsorge. Denn ein Bad im Bäumemeer senkt den Blutdruck, reguliert den Puls und reduziert auf natürliche Weise Stresshormone. Sogar unser Immunsystem kommuniziert mit dem Wald und schaltet einen Gang höher.

Patentierter Farn

Doch er hat mehr zu bieten als reine, klare Luft. Forscher haben auch untersucht, was im Wald wächst und gedeiht, dort seine (Schleim) Spuren zieht und zwischen den Zweigen herumschwirrt. Und sind unter anderem auf besagten Farn gestoßen. Genauer waren es amerikanische Krebsforscher, die entdeckten: Farnextrakte schützen die Zell-DNA vor UV-Strahlen. Dieses Studienergebnis rief den Münchner Dermatologen Dr. Timm Golueke auf den Plan. Gemeinsam mit einem Biochemiker entwickelte er die Kosmetiklinie Royal Fern. Darin finden sich neben Farnextrakten hochkonzentrierte Öle von Sanddorn, Wildrosenblüte und den Samen eines afrikanischen Baums. Anti-Aging-Moleküle wie Hyaluronsäure, Retinol, Beta-Carotin, Flavonoide, Kakaobutter, Vitamin E und Vitamin C aus der Acelerokirsche ergänzen die Wirkung. Vier Jahre dauerte die Entwicklung, dann war der "Royal Fern Complex" reif für das Patent.

Schneckensekret!

In der Kosmetik? Das ist doch harmlos. Man kann es auch auf die Spitze treiben so wie die Thailänderinnen. In speziellen Spas lassen sie sich lebende Schnecken auf das Gesicht setzen, wo sie auf der Haut ihren pflegenden Schleim hinterlassen. Denn dann doch vielleicht besser in einer Creme verarbeitet ... Wer um Schnecken lieber einen Bogen macht, kann auch auf Kosmetik mit Tannenhonig und schwarzem Holunder, Mispel- und Moosextrakten zurückgreifen. Und sich mit dem guten Gefühl pflegen, stets ein wenig Wald bei sich zu haben. Nicht zu vergessen Düfte, die uns mit harzigen Holz-, Nadel- oder Moosnoten zum Shinrin yoku einladen. Selbst wenn wir gerade im Besprechungsraum sitzen.

Beauty aus dem Wald

  • Moos: Die Abwehr von Pilzen und Bakterien ist für Moos sehr wichtig. Man geht deshalb davon aus, dass es antimikrobiell wirksame Substanzen enthält. Und es ist nahezu unverwüstlich: 1.500 Jahre lag eine Moospflanze eingefroren unter dem antarktischen Eis, nach einigen Wochen begann sie wieder zu sprießen.
  • Farn: Ebenfalls ein Wunder an Widerstandskraft. Schließlich gibt es diese Spezies schon seit 400 Millionen Jahren. Für die Hautpflege interessant: Farn ist sehr resistent gegenüber Sonnenlicht und UV-Strahlung.
  • Waldhonig: Während Blütenhonig aus dem Nektar von Pflanzenblüten gewonnen wird, ensteht Waldhonig aus dem Honigtau. Das ist eine süße Flüssigkeit, die von pflanzensaugenden Insekten (Blattläusen) ausgeschieden wird und sich auf Tannennadeln findet. Bienen produzieren daraus Honig. Er enthält ätherische Öle und ist reich an Enzymen, liefert jede Menge Spurenelemente und Mineralstoffe - und ist entsprechend teuer.
  • Schnecken: Natürlich geht es nur um ihr Sekret! Denn das hat es in sich. Und zwar Hyaluronsäure, Collagen, Proteoglycan, Kupferpeptide, Spurenelemente, Kupfer, Zink und Eisen.
Natur pur hält gesund und jung

Meeresrauschen macht munter

20.000 Meilen unter dem Meer? So tief wie Autor Jules Verne mussten Forscher auf der Suche nach hautpflegenden Schätzen aus dem Ozean nicht tauchen. Denn auf die Schönmacher schlechthin - Algen - stößt man schon in Küstennähe. Apropos Küste: Ähnlich wie der Aufenthalt im Wald haben ausgedehnte Spaziergänge in Brandungsnähe gesundheitsfördernde Eigenschaften. Grund ist das maritime Aerosol. Es enthält Salzwassertröpfchen, die sich im Nasen-Rachen-Raum anreichern, oder, je nach Größe, bis in die Lungenbläschen vordringen - gut bei Nasennebenhöhlenentzündung oder Asthma. Salzpartikel lösen Hautschüppchen und wirken leicht entzündungshemmend: perfekt gegen Hautunreinheiten. Die Franzosen haben die Effekte des Zusammenspiels von Meeresbrise, Meerwasser und -schlamm sowie Algen perfektioniert und zur Thalassotherapie erklärt. Hunderttausenden Neurodermitikern hat so eine Thalassokur schon nachhaltige Linderung gebracht.

Rot wie Schnee

Klar, bei Algen denken wir zunächst ans Meer. Doch auch in der Arktis und in Bergregionen findet sich eine Spezies, die Schneealge. Diese Süßwasser-Mikroorganismen, die ausschließlich in langsam abtauenden Schneefeldern während des Sommers leben, haben es Biochemikern besonders angetan - vor allem jene, die den Schnee rot verfärben. Denn in den Zellen der roten Spezies steckt das sekundäre Carotinoid Astaxanthin in hoher Konzentration. Es findet sich ebenfalls in Plankton und wird auch in Tabletten- und Kapselform angeboten, denn es ist megaeffektiv gegen Freie Radikale. Und die lösen bekanntlich Alterungsprozesse aus. Überhaupt scheint die Farbe Rot ein Signal für Forscher zu sein: Hier gibt es was zu holen! So kurbelt Rotalge die hauteigene Kollagen- und Elastinproduktion an und festigt die Haut sichtbar: Die Haut wirkt glatter und ebenmäßiger. Nun müssen Sie entscheiden: Pflege mit Wirkstoffen aus dem Wald? Oder aus dem Meer? Am besten: probieren.

Beauty aus dem Meer

  • Algen: Aus Rotalgen, dazu gehört unter anderem Irisch Moos, werden Verdickungsmittel für Nahrungsmittel und Kosmetik gewonnen. Sie spornen die Haut aber ebenso zu Höchstleistungen bei der Zellerneuerung und der Reparatur an. Auch Braun- und Grünalgen oder ein Mix davon finden sich häufig in Creme-Tiegeln.
  • Plankton: Hier wird es spannend, wenn es rot ist. Denn das passiert mit den Kleinstlebewesen, wenn sie unter Stress geraten, also unter Licht- oder Nahrungsmangel leiden: Sie produzieren das rote Astaxanthin, eines der stärksten Antioxidantien!
  • Meerseide: Hinter dem poetischen Namen verbergen sich Eiweißfäden von Miesmuscheln. Sie heften sich damit an Felsen und Schiffe. Forscher haben aus Meerseide einen Kleber für Wunden entwickelt. In der Kosmetik wird sie gern in Shampoos und Conditioner eingesetzt.
  • Perlmutt: Weil Perlmutt Licht reflektiert, mogelt es kleine Falten weg. Außerdem bestehen Muschelpanzer zu 95 Prozent aus Kalziumkarbonat. Und das festigt das Bindegewebe.
Die Kraft des Wassers wirkt beruhigend

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