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Edwin Steinitz

Linzer Klangwolke lässt Bäume durch Bagger und Laster tanzen

02.09.2015 um 14:03, Philipp Eitzinger
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Am Samstag, 5. September, steigt die Linzer Klangwolke – mit einer spektakuläre Performance der Künstler-Gruppe „Lawine Torrèn“, angelehnt ans Adalbert Stifters „Hochwald“.

Wenn die Stadt nicht in den Wald kommt, dann muss eben der Wald in die Stadt kommen. Nach diesem Motto liefen die Vorbereitungen für die traditionelle Linzer Klangwolke, die am Samstag, dem 5. September, über die Bühne geht. Das Künstler-Kollektiv „Lawine Torrèn“ zeichet, wie schon 2005 und 2010, für die inhaltliche Umsetzung verantwortlich.

Alte Erzählung, aktueller Bezug

Die Gruppe um Regisseur Hubert Lepka hat sich Adalbert Stifters Erzählung „Hochwald“ aus dem Jahr 1842 zur Grundlage genommen. Darin geht es um einen Mann im Dreißigjährigen Krieg, der mit seinen Töchtern aus Angst vor dem Grauen des Krieges in einen böhmischen Wald flieht und dort Zuflucht sucht. „Heute ist aller Wald in Europa von Menschenhand gemacht“, so Lepka, „wie stellen wir also in Hinkunft die Natur her, sodass es sich lohnt in ihr zu wohnen?“

„Es wird ein Zusammenwirken von Elektronik und Vokalmusik sein, eine für uns alle spannende Begegnung der Gegenwartsmusik mit jener der Spätrenaissance“, freut sich Komponist Peter Valentin.

Fahrende Vidiwall

Bagger, Stapler, Laster und Schiffe bringen mehrere Dutzend Bäume im Stadtbild von Linz in einer überdimensionalen Choreographie zum Tanzen. Die Donaulände soll auf diese Weise als bewegte Naturlandschaft begreifbar werden. Zusätzlich fährt ein offener Pavillon auf dem Weg an der Donaulände, dessen Wände aus Vidiwalls bestehen – auf ihnen werden Szenen von „Hochwald“ gezeigt. Zum Abschluss der Klangwolke folgt das schon traditionelle, fulminante Feuerwerk.

Dem Widerspruch, den die Sehnsucht nach ursprünglichem Wald beinhaltet, ist sich Regisseur Lepka aber durchaus bewusst: „Harvester pflücken und schälen Bäume wie Blumen bzw. Strohhalme. Ist das der Wald, nach dem wir uns so sehnen? Vermutlich nicht. Aber was ist unsere Alternative – Waldwirtschaft mit Pferden?“

Mensch und Maschine

Die Gruppe „Lawine Torrèn“ fokussiert sich „auf die choreographische Gestaltung maschineller Anwendungen“, wie sie es selbst nennen. Seit 23 Jahren existiert dieses Netzwerk aus Tänzern, Schauspielern, Technikern und Multimedia-Artisten. Dabei begreifen sie große und reale Räume als ihre Bühne – also Städte, Wälder oder Flughäfen.

Die Bäume, die bei der Klangwolke verwendet werden, stammen übrigens aus Ottensheim. Lepka: „Bevor die gefällten Bäume ihre Bestimmung erwarten – der Verarbeitung zu Papier oder in einem Bioheizwerk – bekommen sie ihren großen Auftritt bei der diesjährigen Klangwolke!“

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