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Im Urlaub Mails checken? Keine gute Idee
Im Urlaub Mails checken? Keine gute Idee
Poike/iStock/Thinkstock

Digital Detox: So ungesund ist Ihr Smartphone

29.12.2017 um 11:25, Isabel Folie
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Ständig erreichbar zu sein ist praktisch, kann aber auch krankmachen. Das ständige Checken der Mails ist Stress pur. Deswegen sollte man das Handy ruhig öfters mal zur Seite legen – die Welt wird sich dennoch weiter drehen.

Das Smartphone ist eine praktische Sache: Man ist überall erreichbar, dank Nachrichtenapps und Facebook ist man immer auf dem neusten Stand und verirren tut man sich auch nicht mehr. Das ist zwar besonders für Menschen mit schwach ausgeprägtem Orientierungssinn praktisch, der ständige Griff zum Smartphone kann aber auch Stress hervorrufen. Besonders problematisch wird es dann, wenn man das Smartphone nicht nur privat nutzt, sondern auch seine Arbeitsmails rund um die Uhr im Auge hat. Wie soll man sich da, nach einem anstrengendem Tag im Büro, schon erholen?

100-mal am Tag

Unglaublich, aber jeder Fünfte checkt wirklich 100-mal am Tag seine Mails. Wie schafft man das bloß? Ganz einfach, indem man circa alle zehn Minuten zum Handy greift – und dafür eine andere Tätigkeit unterbricht. Untersuchungen zeigen aber schon seit längerem, dass Multitasking keine erstrebenswerte Arbeitsform ist, sondern es sehr viel effizienter ist, sich ausschließlich auf eine Tätigkeit zu konzentrieren. Für den ständigen Griff zum Handy wurde im Rahmen einer Werbekampagne eines australischen Wörterbuchverlags sogar ein eigener Name erfunden: Phubbing.

Arbeiten von zu Hause aus

Digitale Medien erleichtern auch die Arbeitswelt. Gemütlich von zu Hause aus zu arbeiten kann eine große Entlastung bedeuten – wenn es denn geregelte Arbeitszeiten gibt. Wer aber seine Arbeitsmails auf sein Smartphone bekommt, fühlt sich allzu schnell verpflichtet, diese auch nach Feierabend, am Wochenende oder gar im Urlaub zu beantworten. Das bewirkt Stress und vermindert die Produktivität. Manche Unternehmen untersagen es deswegen ihren Mitarbeitern bereits vertraglich, am Wochenende Mails zu bearbeiten. Doch auch wenn man das Handy nicht für berufliche Zwecke nutzt, kann der ständige Smartphonekonsum negative Folgen für die Gesundheit haben.

Auch im Büro schrillt ständig das Telefon, trudeln im Minutentakt neue Mails ein. Laut einer Studie machen 23 % der Arbeitnehmer in Deutschland keine Pause am Arbeitsplatz, weil sie ständig erreichbar sein sollten. Das führt zu einem Gefühl der Überforderung.

24/7 bedeutet Stress

Wer 24 Stunden, sieben Tage die Woche erreichbar ist, setzt sich großem Stress aus. Wer bei jedem Ton, den das Gerät von sich gibt, sofort zum Handy greift, kommt nicht zur Ruhe. Aber das Handy muss sich ja nicht mal von selbst melden, damit man es zur Hand nimmt, auch von ganz alleine aktualisieren wir ständig unsere Facebook-Timeline, observieren die neuesten Twitter-Meldungen oder spielen das neuste Spiel aus dem App-Store. Sich entspannt mit einem guten Buch auf die Couch sinken lassen? Undenkbar, man könnte ja etwas Wichtiges verpassen!

Noch gibt es keine Studien, die einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Smartphonenutzung und den eigenen kognitiven Fähigkeiten belegen. Aber es gibt viele Hinweise darauf, dass die übertriebene Nutzung des Handys zu Konzentrationsstörungen und verstärkter Vergesslichkeit führt. Auch ernsthafte psychische Erkrankungen wie Angststörungen sind denkbar. Allgemein sinkt bei einer starken Smartphonenutzung das Zufriedenheitsgefühl und man lebt weniger im Augenblick. So kann schnell das Gefühl entstehen, das eigene Leben würde an einem vorbei rauschen, ohne dass man es noch richtig mitbekommt. Klar, wie soll man auch das Leben genießen, wenn man alle zehn Minuten Mails checken muss?

Das Handy ist ein Kommunikationskiller

Eigentlich würde so ein Handy die Kommunikation ja wesentlich vereinfachen. Man ist immer und überall erreichbar, kann sich schnell und einfach verabreden und auch mit Freunden, die weit entfernt wohnen, Kontakt halten. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden. Wer aber ständig zum Handy greift, obwohl ihm gerade in diesem Moment eine reale Person gegenübersitzt, mit der er ein Gespräch führt, zerstört die Unterhaltung. Und Chats und SMS sind kein Ersatz für ein wirkliches Gespräch von Angesicht zu Angesicht. Deswegen: Handy weg, wenn man sich mit Freunden und Familie trifft und bewusst diese wertvolle Zeit genießen!

Schlechter Schlaf

Na toll, da ist man also schon in der Arbeit und zu Hause durch das Handy stärkerem Stress ausgesetzt, und dann kann man aufgrund des Geräts noch nicht einmal gut schlafen. Grund dafür ist das blaue Licht, das Smartphones abgeben. Die Frequenz dieses Lichtes ist so, dass die innere Uhr des Körpers durcheinander gebracht wird. Blaues Licht signalisiert dem Körper nämlich: Aktivität. Die Produktion von Melatonin, dem Schlafhormon, wird gehemmt. Und so ist man plötzlich wieder putzmunter – schlimmstenfalls nutzt man dann zum Zeitvertreib das Handy noch intensiver, schließlich ist man ja nicht müde …

Digital Detox

Der Trend der digitalen Detox-Kur kommt aus dem Silicon Valley, der Hochburg der digitalen Innovationen. Dort gibt es eigene Camps und Hotels, in denen die Besucher das Smartphone abgeben und sich wieder auf das Hier und Jetzt besinnen lernen. Auch bei uns kommen immer mehr Angebote für eine digitale Fastenkur auf und werden eifrig genutzt. Experten sind sich aber einig, dass es mit einer kurzen Kur nicht getan ist. Viel wichtiger sei es, im Alltag bewusster mit dem Smartphone umzugehen, nur so kann man sich effektiv vor Stress schützen.

Handyfreie Zeiten einplanen

Als Kind durfte man ja auch nicht den ganzen Tag fernsehen, wieso sollte man dann als Erwachsener nonstop am Handybildschirm kleben? Gönnen Sie sich bewusst Auszeiten! Nach dem Feierabend, am Wochenende und im Urlaub sind Arbeitsmails Tabu, wer sich mit Freunden trifft, sollte das Handy in der Tasche lassen und vor dem Schlafengehen kann man auch mal ein Buch lesen. Übrigens: Man muss nachts auch nicht das Smartphone neben seinem Kopf liegen haben, um in der früh geweckt zu werden, es gibt schließlich noch so etwas Altmodisches wie Wecker …

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