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Von Trotzanfällen und Schreikonzerten im Supermarkt

19.06.2017 um 14:23, Laura Engelmann
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Neulich, ich mit meinem Wonneproppen im Supermarkt. Er lernt seine Bedürfnisse wahrzunehmen. Finde ich super, aber irgendwie auch anstrengend, und er bestimmt auch.

Der Klassiker: Kurz vorm Bezahlen räumt mein Kleiner die Süßigkeitenregale ab. Ganz ehrlich, ich frag' mich manchmal, ob Shop-Manager und Designer jemals selber ein Kind im Trotzanfall vor diesem Last-Minute-Schokoladewahnsinn beruhigt haben. Mein Sohn hält sich aber nicht lange mit Süßkram auf, will lieber die Matchbox-Autos vom Gang nebenan. Ich nicht, ich will zahlen, und außerdem hat er ja schon genug Autos, vorerst mal. Klassische Pattsituation, keiner kann gewinnen.

Das sind die Zeiten, da wünscht man sich heimlich die Krabbelzeit zurück. Klar, da sind sie auf uns gehangen, und wir hatten auch keine Hand frei, aber wenigstens sind wir ihnen nicht durch ein ganzes Geschäft hinterher gejagt.

Abenteuer Supermarkt

Man kann sich das ungefähr so vorstellen: Ich sehe seinen Blick in Richtung Autos gehen, den ersten Ausfallschritt schon in die Fluchtrichtung. In meinen Augen blitzt "Panik!" (verdammt, wo ist der Schnuller?). Nun noch eine ungefähre Berechnung, ob ich es noch schaffe, die Einkäufe aufs Band zu legen. Nein, geht sich nicht aus, denn der Nachwuchs ist schon am Sprung. Die Menschen vor mir möchten nett sein und mich vorlassen, aber da ich nur im Sternzeichen Zwilling bin, und nicht real, kann ich mich nicht in der Mitte teilen und dem Kind hinterherlaufen und gleichzeitig meine Einkäufe aufs Band legen. Also: Hechtsprung nach vorne, bevor dass Kind die Autos erreicht, und Ruf nach hinten - „Gehen Sie ruhig vor".

Natürlich kann man Revolutionen nicht ohne Lärm aufhalten, und so gibt es ein Schreikonzert „Ich will aber“ und eine Mutterentscheidung „Ich will aber nicht“.

Der Rest ist Geschichte. Einige Male davonlaufen, einige Male hinterherspringen, den Pincode fast an der Kassa vergessen, mitleidige Blicke kassieren. Kennen wir alle, die wir mal kleine Kinder haben oder hatten, und wer‘s vergessen hat, der soll sich bitte das nächste Mal dran erinnern, dass es notwendig ist - für die Entwicklung und dergleichen.

Dem Trotzanfall trotzen

Denn ein bissl trotzen hat uns allen nicht geschadet. Wir haben gelernt, Grenzen zu akzeptieren, Bedürfnisse wahrzunehmen und durchzusetzen und auch Kompromisse zu finden. Auch wenn wir Eltern uns das gerne ersparen würden, es gehört dazu. So gesehen arbeite ich jetzt an meiner Sportlichkeit, laufe ein paar Extra-Runden im Supermarkt, und wenn's ganz arg ist, mach' ich es, wie die Mama im YouTube-Video, leg' mich daneben und trotze auch mal richtig. Mal sehen, was dann passiert ...

Katharina Gindra-Vady ist Mutter, Pädagogin, Bloggerin, Model, Moderatorin, ehemalige Flugbegleiterin. Die große Leidenschaft der Steirerin ist das Schreiben.

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