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Katrin Ostleitner

Hohe Wand - Erlebnisparadies vor den Toren Wiens

17.11.2017 um 11:59, Katrin Ostleitner
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Immer auf der Suche nach neuen Kletter- und Wanderparadiesen in Österreich zieht es uns diesmal auf die Hohe Wand. Nur 40 Minuten von Wien und eineinhalb Stunden von unserem Zuhause im Burgenland entfernt, erhebt sich das Hochplateau imposant aus dem angrenzenden Steinfeld. Dahinter thront der Schneeberg, der mit seinem weißen Häubchen, den Winter erahnen lässt. Also noch schnell die letzten warmen Herbsttage nutzen um die Energiereserven aufzuladen.

Aufi geht's

Die Panorama- Mautstraße, nur am Wochenende und Feiertags kostenpflichtig (PKW 2 Euro, Motorrad 1 Euro) schlängelt sich an den Felsen empor und gewährt schon bei der Anfahrt einen tollen Ausblick über das Tal bis hin zu den Windparks des Neusiedlersees. Oben angekommen gibt es zahlreiche Parkmöglichkeiten und Ausgangspunkte für Wanderungen und Klettereien. Egal ob man nur entspannt durch die Natur schlendern, den Nervenkitzel beim Paragleiten erleben oder an den zahlreichen Klettersteigen und Seilrouten seine persönlichen Grenzen austesten möchte, hier wird man sicherlich fündig.

Wir beginnen unseren Tag beim Alpengasthof Postl, der auch gleichzeitig die Paragleitschule FLY, bei der vom Tandemflug bis zum Flugschein Abenteuer pur gebucht werden kann, beherbergt. Am Parkplatz stehen schon einige Wohnmobile und so gesellen wir uns mit unserem Bus gleich dazu. Wer länger bleiben möchte, hat hier einen komfortablen Stellplatz zur Verfügung, der durch die sanitären Anlagen im Gasthaus und der kleinen Müllentsorgungsstelle punktet.

Die Tour

Um uns einen Überblick zu verschaffen, machen wir uns als erstes auf den Weg zum berühmten "Skywalk", der einen in 120 Meter Höhe nahezu frei in der Luft schweben lässt. Eins sei gleich mal vorweg gesagt: nur was für Mutige und Schwindelfreie. Dazu zähle ich ja nun nicht gerade und so traue ich mich nur zögernd auf den Gitterplattformen voran zur Spitze. Durchatmen und dann – oh, was für ein herrlicher Ausblick! Manchmal lohnt es sich eben, doch den eigenen Schweinehund zu überwinden. Die kühle Brise weht Benji, Niko und mir um die Nase, während wir die postkartenhaft anmutende Umgebung betrachten.

Glücklich, wieder undurchsichtigen und festen Boden unter den Füßen zu haben, geht es jetzt los, die Steinwände zu erkunden. Direkt neben der Startwiese der Flugschule und dem ÖTK Klettergarten mit zahlreichen Seilrouten, darunter die berühmt berüchtigte Blutspur, (hoffentlich macht der Name ihr nicht alle Ehre) beginnen wir unseren Abstieg am Völlerin-Steig (Kategorie A/B). Anfangs noch ganz alleine in der Felswand hören wir plötzlich Steine ins Tal poltern. Erschrocken bleiben wir stehen und lassen unsere Blicke durch die Hänge schweifen. Schnell ist ausgemacht, wer die Übeltäter des "Mini-Steinschlags" sind. Eine Gruppe Steinböcke hat anscheinend denselben Weg gewählt. Nur wenige Meter vor uns klettern sie trittsicher durchs Gelände. Wir schleichen uns an ihnen vorbei, um sie nicht weiter zu stören und setzen unsere Wanderung durch Schwarzföhrenwälder, die früher der Naturharzgewinnung dienten, um Kolophonium und Terpentin herzustellen, zum Wandfußsteig fort.

Alternativ kann man auch den Abstieg über die Frauenlucke nehmen, eine anspruchsvollere Strecke, die durch einen Felsschacht führt, den man mittels einer Eisenleiter passiert. Unten angekommen, entscheiden wir uns, den Rückweg über die "Krumme Ries" zu bestreiten. Trittsicherheit ist hier unbedingt zu empfehlen und auch hier gilt: Nichts für "Nicht-Schwindelfreie". Bei einigen exponierten Passagen, an denen es fast senkrecht hinunter geht, kann das Herz schon etwas schneller schlagen. Wieder eine Challenge für meine Nerven. Wie können Benji und Niko da nur so ruhig bleiben, während sich mir beinahe der Magen umdreht?! In diesen Momenten beneide ich meine beiden tapferen Helden um ihre Gelassenheit.

Beim Gipfelkreuz und der Maiersdorferrast angekommen genießen wir nochmal den Ausblick. Die Ruhe ist herrlich und lädt zum Tagträumen ein. Auf einem gemütlichen Teilstück, das nur mäßig auf und ab durch Wälder mit moosbedeckten Steinformationen führt, geht es wieder zurück zum Alpengasthof. Bei gut bürgerlicher Kost auf der Sonnenterrasse spüren wir der Entschleunigung der letzten beiden Stunden nach, bevor wir uns auf den Weg zum Naturparkstüberl machen.

Streichelzoo, Gehege und Co.

Schnell wird klar: Auch für Familien hält der Naturpark Hohe Wand ein umfangreiches Erlebnisangebot parat. Der Streichelzoo mit Hasen, Lamas und Esel sowie der anschließende Naturlehrpfad laden zum Kennenlernen heimischer Tierarten ein und bringen so manche Kinderaugen zum Leuchten. Für Schatzsucher liegen im Besucherzentrum neben dem Stüberl gratis Schatzkarten auf, die einen in die geheimen Tiefen des Hexenwalds mit seinen bunten Steinen entführen sollen. Ein Spaß für Jung und Alt.

Waghalsige Kletterer

Der Gehege-Rundweg bietet auf gut aufbereiteten Wegen eine Vielzahl an Informationen zu unserer Vogelwelt und führt uns schlussendlich zu einem Gatter mit Rotwild, das schon ganz neugierig am Zaun wartet um etwas von den Leckereien, die man vor Ort kaufen kann, abzustauben.

Traditionsreich

Für alle, die sich gerne auf Zeitreisen begeben, bietet das Alpin- und Heimatmuseum eine interessante Möglichkeit dem nachzugehen. Wenn Kohlemeiler und Kalkofen in Betrieb genommen werden, fühlt man sich flugs in damalige Zeiten zurückversetzt, als Holzkohle und Löschkalk noch die wirtschaftliche Grundlage der einheimischen Arbeiter waren.

Im Naturparkshop kann man diese traditionell hergestellte Holzkohle sowie weitere regionale Produkte und Leckereien mit nach Hause nehmen.

Wer noch nicht genug hat, der stattet dem Dorfmuseum, das seit 2006 liebevoll von Familie Helperstorfer in Maiersdorf betrieben wird, einen Besuch ab. Hier findet man Exponate des Bergbaues, Imkerei, Land- und Forstwirtschaft, die dank der Sammelleidenschaft des Hausherren den Weg auf die knapp 600 Quadratmeter gefunden haben und seitdem als interessante Zeitzeugen fungieren.

Unser Fazit: Die Hohe Wand ist definitiv mindestens einen Ausflug wert. Durch das vielfältige Angebot an Freizeitaktivitäten und unzählige Kletterrouten gibt es hier immer wieder was Neues zu entdecken. Die Parkmöglichkeiten für unseren Magic-Bus sind optimal und auch für "Nicht-Camper" gibt es in den zahlreichen Gasthäusern schöne und auch leistbare Übernachtungsmöglichkeiten. Also: Erkundet doch mal diese wunderbare Naturvielfalt der Wiener Alpen, und vielleicht begegnen wir uns ja auf unseren Wegen!

Weekend-Bloggerin Katrin und ihr Freund Niko sind die meiste Zeit des Jahres in ihrem Transporter unterwegs, den sie zu einem Wohnmobil umgebaut haben. Von ihren Eindrücken und Erlebnissen, die die Burgenländerin unterwegs sammelt, berichtet sie regelmäßig auf weekend.at.

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