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Philipp Sitter

Detox-Saftkur: Der Neustart für deinen Körper!

17.12.2017 um 21:17, Philipps Fitness-Blog
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Sich von Altlasten lossagen, Tabula rasa machen und mit neugewonnenen Kräften zuversichtlich ins Jahr 2018 starten? Diesen Wunsch hegen wohl die meisten von uns. Die gute Nachricht: Ich habe kürzlich für euch eine Methode getestet, die – zumindest auf physischer Ebene – genau das verspricht. Die Rede ist von einer dreitägigen Detox-Saftkur - einem sogenannten Juice Cleanse!

Detox-Saftkur: Wieso, Weshalb, Warum?

Der Jahreswechsel steht vor der Tür. Vorsätze werden formuliert. Pläne geschmiedet. Hoffnungen genährt. Man ist sich sicher: Das kommende Jahr wird mein Jahr! Es sind dabei meistens die Begriffe "abnehmen", "gesünder leben" und "Sport treiben", welche die persönlichen Wunschlisten anführen.

Auch ich kann mich der Silvester-Euphorie nicht ganz entziehen und möchte so frisch und unbeschwert wie möglich ins Neue Jahr starten. Möchte möglichst zeitig die Weichen für ein erfolgreiches 2018 stellen. Möchte dem inneren Schweinehund gleich zu Jahresbeginn den Garaus machen – und das alles am besten noch, bevor die ersten Töne des Neujahrkonzerts erklingen. Doch was tun? Google muss wieder einmal aushelfen.

Im Zuge meiner Online-Recherchen stieß ich dann recht schnell auf Gwyneth Paltrow und ihr alljährliches Neujahrs-Ritual: eine mehrtägige Saftkur mit sämtlichem Entgiftungs-Schnick Schack und Detox-Hokuspokus. Dabei ist von "Reinigung des Körpers", "Entschlackung", "Neustart" und "Wiedergeburt" die Rede. Drei Mausklicks und 115,95 Euro später bin ich mir sicher: Das wird mein Jahr!

Detox-Saftkur: Der Startschuss!

Der übernächste Morgen. "Der Detox-Trend hat seine Wurzeln in der Antike. Das Wort 'Detox' stammt dabei vom lateinischen Begriff 'Detoxifikation' ab und bedeutet übersetzt so viel wie Entgiftung. Eine Detox-Kur - nach dem heutigen Verständnis - soll den Körper bei seinem natürlichen Reinigungsprozess unterstützen. An besagtem Prozess sind in unserem Organismus unter anderem die Nieren, Galle, Darm, die Leber und unsere Haut beteiligt. Ziel dabei ist es, den Körper von Stoffwechselendprodukten (Schlacken), Giftstoffen (Toxinen), organischen Säuren und Schwermetallen zu … "

Ding Dong! Meine letzten Recherchen werden vom Läuten der Hausklingel unterbrochen. Trotz der – zumindest für einen Studenten - recht unchristlichen Zeit bin ich nicht weiter überrascht. Mir ist klar: Der Übergang von der wohlklingenden Theorie in die (hoffentlich) wohltuende Praxis steht unmittelbar bevor beziehungsweise sogar direkt vor der Haustüre.

Der Kurier drückt mir einen schweren gekühlten Karton mit der Aufschrift "Cold Pressed Juices – 100% Vitamine, 100 % Genuss" in die Hand und bittet um eine Unterschrift. Die bekommt er natürlich auch. Doch der euphorische Schrei, den so manch eine Werbeanzeige gerne propagiert, bleibt heute aus. Stattdessen nur ein unterschwelliges Magenknurren. Dämmert mir etwa langsam, auf was ich mich da eigentlich eingelassen habe?

Ach, 72 Stunden ohne feste Nahrung, Koffein und Alkohol müssen doch zu schaffen sein. Schließlich handelt es sich bei der dreitägigen Saftkur in der Welt von Cleanse, Detox, Heilfasten & Co. ohnehin nur um die Schmalspurvariante - "Detox light" sozusagen. Gwyneth Paltrow würde man damit wohl nur ein müdes Lächeln abgewinnen können.

Der Paketinhalt birgt – abgesehen von der Farbenvielfalt vielleicht – keine großen Überraschungen: Fünfzehn Plastikkaraffen à 500 ml und drei "Baby-Karaffen" à 300 ml – das Cleanse-Starterpaket eben. Für jeden der drei Detox-Tage sind also nach Adam Riese und Eva Zwerg sechs Säfte vorgesehen.

Auf den Etiketten stehen klingende Namen, wie: Vitalize, Green Guru, Energize, Light Lunch, Skin Care und Nutdream. Noch nie zuvor in meinen Leben habe ich so sehr gehofft, dass sich das Sprichwort "Nomen est omen" bewahrheitet.

Der Flascheninhalt? Kaltgepresste, unerhitzte, nicht pasteurisierte, vegane, laktosefreie Obst- und Gemüsekreationen in Flüssigform. Lediglich die Baby-Karaffen, welche, wie sich später noch herausstellen sollte, für die nächsten drei Tage mein Abendessen ersetzen werden, sind nicht etwa mit Obst oder Gemüse, sondern mit einer speziellen Nussmilch aus Cashews befüllt.

Kurz zur Erklärung: Unter der sogenannten "Kaltpressung" versteht man ein besonders schonendes Verfahren, um aus frischem Obst und Gemüse einen möglichst nährstoffreichen Saft zu gewinnen. Die einzelnen Rohstoffe werden dabei zunächst zerkleinert und anschließend langsam unter hydraulischem Druck gepresst. Im Gegensatz zur weitverbreiteten Zentrifugalpressung, bei der Reibungshitze entsteht, findet bei der Kaltpressung kaum Hitzeentwicklung und Oxidation statt. Der große Vorteil: Durch das schonende Verfahren bleiben - die für unseren Körper so wichtigen - Vitamine, Mineralstoffe und Enzyme in den Säften erhalten.

Achtzehn Flaschen also. Summa summarum kommt man damit auf satte 12 Kilo Obst und Gemüse pro Tag. Im beigelegten "Cleanse Manual" wird man dann auch gleich über die korrekte Handhabung der Flüssignahrung informiert. Demnach soll man alle zwei Stunden zur Flasche greifen und sich beim Trinken in etwa so viel Zeit nehmen, wie man sie auch für den Verzehr von fester Nahrung benötigen würde. Bedeutet in anderen Worten: Nippen statt kippen! Wie der Praxistest später noch zeigen wird, ist man somit den ganzen Tag mehr oder weniger mit dem Trinken beschäftigt.

Praktisch: Dank einer Nummerierung der Säfte weiß man immer genau, welchen Saft man zu welchem Zeitpunkt trinken soll. Wie mein täglicher Menüplan dabei genau aussah, lest ihr im folgenden Absatz.

​Detox-Saftkur: Der Tagesablauf!

09:00 Uhr: In den Tag startet man – wie kann es auch anders sein – mit dem Vitalize-Saft. Dieser besteht aus gefiltertem Wasser, Ananas, Zitrone, Agave. Für den morgendlichen Kick sorgt ein Schuss Cayennepfeffer. Aufgrund des süßlichen Ananas-Aromas mein persönlicher Favorit unter den sechs Saft-Sorten.

11:00 Uhr: Weiter geht es mit dem Green Guru – einem Mix aus Orange, Sellerie, Apfel, Spinat, Ingwer, Zitrone und Camu Camu. Unter letzterem versteht man ein peruanisches Superfood, das mehr Vitamin C als jede andere pflanzliche Quelle bereithält.

13:00 Uhr: Das Mittagessen verspricht eine ordentliche Portion Energie. Dieses Versprechen möchte der Energize-Saft mit Hilfe von grünem Paprika, Äpfeln, Gurken, Spinat, Ingwer und Zitrone einlösen.

15:00 Uhr: Als Nachmittagssnack muss schließlich, wie der Name einen bereits vermuten lässt, der Light Lunch-Saft herhalten. Dieser setzt sich aus Kurkuma, Karotten, Orangen und roten Paprika zusammen. Für eine würzige Note sorgen schwarzer Pfeffer und Himalaya-Salz.

17:00 Uhr: Der vorletzte Saft des Tages nennt sich "Skin care" und besteht aus Rote Beete, Karotten, Apfel, Zitrone, Ingwer und Minze.

19:00 Uhr: Den Abschluss des Tages bildet die 300 ml-Flasche mit der vielversprechenden Aufschrift "Nutdream". Die Zutaten: Mandeln, Cashews, Feigen, Vanille, Muskatnuss und eine Brise pinkes Salz.

Natürlich variieren Menge und Zusammensetzung der Säfte von Saftkur-Anbieter zu Saftkur-Anbieter. Der Großteil von ihnen setzt aber auf die klassische Tagesration von sechs Flaschen à 500 ml.

Detox-Saftkur: Der Endspurt!

Tag drei. Endspurt. Schlussetappe. Zielgerade. Wehmut möchte jedoch nicht so recht aufkommen. Was ich aber mit Sicherheit vermissen werde: Dass "nicht-kochen-müssen" und das damit einhergehende "nicht-abwaschen-müssen".

Also wie war es? Zu meiner Überraschung musste ich feststellen, dass ich zu keinem Zeitpunkt der Saftkur Hunger verspürte. Auch das "Frösteln" und die Kopfschmerzen, welche der Saftkur-Anbieter als mögliche Nebenwirkungen in Folge des Nahrungs- und Koffeinentzugs angibt, blieben aus. Kurz gesagt: Ich fühle mich gut. Sehr gut sogar. Wenn ich jetzt noch einen Burger mit doppeltem Patty, Speck, Käse, Tomaten, Zwiebeln, Salat und Pommes verzehren dürfte, wäre alles perfekt. Richtig - feste Nahrung, das Gefühl in etwas hineinzubeißen, zu kauen, wird nach der dreitägigen Saft-Orgie dann doch zunehmend vermisst.

Ansonsten bleibt die Contra-Liste aber überraschend kurz. Ich fühle mich leicht, energiegeladen und auffällig "klar im Kopf". Kein Zweifel: So lässt es sich positiv ins neue Jahr starten! Alle drei Tage verliefen ohne nennenswerte Zwischenfälle – keine Heißhungerattacken, keine Magenkrämpfe, keine Entzugserscheinungen. Tatsächlich fühlte ich mich rund um die Uhr recht angenehm gesättigt. Kein Wunder, zwölf Kilo Obst und Gemüse pro Tag sind schließlich auch kein Pappenstiel – weder in fester, noch in flüssiger Form.

Auch mein Trainingsprogramm konnte ich ohne Leistungseinbußen durchziehen. Meine Workouts platzierte ich dabei zwischen dem Vitalize-Saft und dem Green Guru, um mich nicht auf völlig nüchternen Magen abschuften zu müssen. Der mit Camu Camu angereicherte Green Guru diente mir dann nach dem Training quasi als eine Art „Post-Workout-Shake“.

All den LeserInnen, die sich von einer Detox-Saftkur (Abnehm-)Wunder versprechen, sei jedoch gesagt: Die drei Fastentage fallen leider – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht wirklich ins Gewicht. Zwar schmeichelt mir die Anzeige der Waage am Ende des Selbstversuchs: minus 1,5 Kilogramm! Dieser Gewichtsverlust ist aber mehr auf Wasserverlust und Muskelabbau als auf das Verbrennen von Körperfett zurückzuführen – aber das braucht die Eitelkeit ja nicht zu kümmern!

Detox-Saftkur: Das Fazit!

Ob ich mich jetzt - nach meinem dreitägigen Ausflug in die Detox-Welt - entgiftet, gereinigt, ja vielleicht sogar wie neugeboren fühle? Hm, eigentlich nicht. Ich mein, klar ich fühle mich gut, leichtfüßig und bin aufgrund des erfolgreich überstandenen Experiments auch ein wenig euphorisiert. Aber wie neugeboren? Das scheint mir dann doch ein wenig zu hochgegriffen.

Waren die investierten 115,95 Euro also unterm Strich doch hinausgeschmissenes Geld - für alle Zeiten weggespült mittels wirkungsloser Obst- und Gemüseplörre? Nein, das auch nicht!

Ich sehe es so: Die dreitägige Detox-Saftkur war eine selbstauferlegte Herausforderung, oder wie man auf Neudeutsch sagt – eine persönliche "Challenge" - für mich. Ich habe mir etwas vorgenommen und es durchgezogen. Habe mich getraut etwas Neues auszutesten und im Zuge dessen mehr über mich und meinen Körper erfahren (zum Beispiel, dass mir Spinat in Flüssigform doch mehr zusagt als ursprünglich gedacht).

Wenn es mir nun auch noch gelingt den Mut, auf unvoreingenommene Art und Weise Neues auszuprobieren, und die Ausdauer, den eingeschlagenen Weg dann auch bis zum Ende durchzuhalten, mit ins neue Jahr zu nehmen, bin ich mir absolut sicher: Das Neue Jahr wird mein Jahr!

Weekend-Blogger Philipp Sitter liebt Herausforderungen - vor allem, wenn es um körperliche Fitness geht. Der Grazer Student testet Diäten und Trainings und lässt die Leser an seinen Erfahrungen, Tipps und Erkenntnissen teilhaben.

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