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Lisa Krempl

Urlaub in Lake District: Drei Tage in Mittelerde

09.11.2017 um 17:56, Lisas Au Pair-Blog
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Nach einigen von Routine geprägten Wochen, erwartete mich ein weiteres Abenteuer, dem ich anfangs noch etwas skeptisch gegenüberstand.

Nachdem ich mich mittlerweile so gut wie eingelebt habe, finde ich mich auch endlich in den routinemäßigen Alltag ein. Umso schöner war es wieder ein wenig Abwechslung zu haben. Meine Gastfamilie fuhr auf Urlaub, und ich durfte sie begleiten. Doch anders als erhofft ging es nicht in den Süden ans Meer, sondern hinauf in den Norden Englands. Wohin? In den Nationalpark Lake District.

Genau wie ihr jetzt wahrscheinlich, war auch ich nicht besonders überzeugt. Nationalpark? Seen? Norden? Kalt? Von dem mal abgesehen, dass ich die sturmfreien Tage (ich fuhr erst später hinterher) viel zu sehr genoss, war ich davon überzeugt, dass man mich als Österreicherin nicht so schnell für noch schönere Seen und Landschaften als zu Hause begeistern kann. (Und keine Angst, das blieb auch so.)

Doch: Als ich nach einer dreistündigen, recht gemütlichen Zugfahrt im Lake District in der Nähe von Penrith an dem See Ullswater ankam, war ich positiv überrascht. Und dieses Gefühl sollte auch die nächsten Tage anhalten. Meine Gastfamilie hatte ein niedliches Cottage aus Stein gemietet, das zwar von außen recht klein aussah, innen aber einem normalen Einfamilienhaus ähnelte. Alles war sehr heimelig eingerichtet und erinnerte mich alles in allem an eine Berghütte - nur, dass sie eben aus Stein war. Jeden Tag brachen wir gemeinsam zu einem Spaziergang oder einer kleinen Wanderung in der Gegend auf, und ich war und bin immer noch begeistert. Die Landschaft ist wirklich einzigartig! Sanft schmiegen sich die Hügel aneinander, die alle so gut wie unbewaldet sind und nur von Gestrüpp bewachsen und von Schafen bewohnt werden. Zwischen den Hügeln befinden sich die "valleys" - die Täler, die von Flüssen, Seen und Wäldern durchzogen sind. Die Bäume hier sind knorrig und haben verwinkelte Äste, die sich dem starken Wind, der hier fast immer bläst, gebeugt haben.

So gut wie überall, ja sogar auf der Spitze der Hügel, ist der Boden matschig und sumpfig, was wahrscheinlich vom Regen kommt, der hier alltäglich ist, aber auch dazu führt, dass alles wunderbar grün ist. Und diese Stille! In meinem ganzen Leben habe ich noch nie eine solche Stille wahrgenommen. Nicht einmal Vögel zwitschern. Menschen leben dort so gut wie keine, und noch weniger Autos sind unterwegs. Es war einfach nur still.

Das Ganze war, um ehrlich zu sein, ziemlich magisch: Wäre plötzlich eine kleine Fee an mir vorbei geflattert oder ein Hobbit vorbei spaziert, hätte ich wahrscheinlich nur aufgeregt gewinkt, wäre aber nicht weiter überrascht gewesen. Was mich außerdem faszinierte: Wie ich bereits erwähnte, ist die Gegend, in der wir waren, so gut wie unbewohnt. Sicher, hin und wieder stößt man auf ein weiteres Cottage oder eine Farm, und es gibt auch ein kleines Dorf - aber abgesehen davon trifft man nicht gerade viele Menschen. Und dementsprechend unberührt ist auch die Natur: Kein Müll in den Wäldern, nur kleine Trampelpfade. Doch dann, mal hier mal da: Eine kleine Steintreppe, eine Bücke über dem Fluss, eine Mauer aus Steinen, die sich kilometerweit über die Hügel zieht. Da beginnt man sich wirklich zu fragen, wer um alles in der Welt hier war und genau an diesem Ort eine Treppe, eine Mauer, eine Brücke gebaut hat ...!

Alles in allem muss ich gestehen, dass ich mich anfangs zu sehr von den Worten "Norden" und "Nationalpark" abschrecken hab' lassen. Ich wurde positiv überrascht und genoss im Endeffekt den Aufenthalt im Lake District oder in Mittelerde, wie ich es gerne nenne, sehr. Ich hoffe, ich konnte euch diese wundervolle Gegend so nah bringen, wie ich sie erlebt habe.

Weekend-Bloggerin Lisa Krempl liebt es, den Globus zu erkunden und ihre Eindrücke und Erlebnisse schriftlich festzuhalten. Als Au Pair lässt die frisch gebackene Maturantin ihre Leser auf weekend.at an ihrem Alltag teilhaben.

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